Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 8 (1931) Amtsbezirke Günterberg, Lützlow, Seehausen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
Seite
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314 Polßen.

Havelberger Beſitz iſt ſchon frühzeitig wieder aufgegeben worden; 1375 finden wir hier wie auch in anderen Dörfern der Umgegend die Erſcheinung, daß ſich zahlreiche Beſitzer in die Hebungen und Gerechtigkeiten teilen. Bürger in Prenzlau , u. a. die Mowen, Drenſe, Lützlow, die Nonnen von Seehauſen und die Familie v. Poltzen, vielleicht die Gründer des Dorfes, beſaßen Anteile.

Die gutsherrlichen Rechte des Dorfes zu einem Hofe mit vier Freihufen waren in Händen des Grifeke v. Greiffenberg . Das Dorf hatte noch unter den Schäden der Kriegs jahre zu leiden, von 69 Hufen entrichteten nur 7% Abgaben, 15 waren kurz zuvor wieder beſetzt und hatten noch Freijahre, von 28 Koſſätenwörden waren 26 wüſt. Der Greiffen bergiſche Hof bildete ſich allmählich zum Gut aus und ſog die fremden Beſitzrechte auf; bis zum Ende des 16. Jahrhunderts werden die v. Greiffenberg mitPolczyn oderPolczene belehnt. Dann ging ihr Beſitz an die v. Buch über, die ihn bis 1620 hielten und dann an die Aſchersleben veräußerten. 1687 ſind zwei Aſcherslebenſche Anteile im Dorfe. Die Brüder Sigismund und Ehrentreich v. Aſchersleben beſaßen es zu je drei Vierteln und einem Viertel. Der Familie gehörten damals noch Cruſſow und ſechs Hufen in Dobberzin (v. Eickſtedt 321). Der Landrat Hans v. Aſchersleben verkaufte Polßen 1751 an den Baron von Vernezobre de Laurieux, nach 1828 ging dann das Gut an die v. Wedel-Parlow über, die es noch heute beſitzen.

Die Nöte des 30 jährigen Krieges brachten die Bauern vollkommen zum Erliegen; von den 1624 anſäſſigen 13 Bauern mit 39 Hufen und 19 Koſſäten war 1687/88 bei der Landesaufnahme kein einziger mehr da. Doch waren die Bemühungen der Gutsherrſchaft um Neuanſiedlung von Arbeitskräften mit Erfolg gekrönt: 1805 zählen wir bereits 14 Bauern, zwei Büdner, 17 Einlieger im Dorf(zuſammen 274 Seelen). 1840 waren 370, 1861 nur 363 Einwohner vorhanden, ſeitdem iſt die Zahl weiter zurückgegangen.

Die Kirche iſt Mater, hat Schmiedeberg zur Filia. Eingepfarrt iſt Wedelsberg. Die Pfarre war 1375 bereits mit vier Hufen ausgeſtattet. Das Patronat liegt bei der Gutsherrſchaft.

Die Kirche iſt ein Feldſteinbau, beſtehend aus dem Schiff von urſpruͤnglich drei Achſen und dem wenig eingezogenen Chor von zwei Achſen Laͤnge, beide mit ſichtbarer Balkendecke und durch einen runden Triumphbogen miteinander verbunden. Am Ende der Chorwand im Norden die Kredenz in Schraͤnkchenform, im Süden die Piszina. Saͤmt liche Fenſter wurden im 18. Jahrh. in Stichbogen vergroͤßert; in alter Form erhalten ſind nur noch die zwei weſtlichen in dem durch eine ſpaͤtere Fachwerkwand vom Schiff abgetrennten Weſtteil, über dem jetzt der Turm ſteht. Auch in der Mitte der Oſtmauer iſt noch die Spur eines alten Fenſters erhalten. Das Giebeldreieck daruͤber iſt durch drei ſchlanke Blenden belebt. Die einſt vorhandenen vier Portale, von denen das weſtliche am breiteſten, die Prieſtertuͤr am ſchmaſſten iſt, find ſaͤmtlich aus Granit, im Spitzbogen uͤberwoͤlbt und mit abgeſtuften Gewaͤnden verſehen. An der Innenſeite der Weſtmauer uͤber dem Portal ſind noch die Spuren von Malereien in Kreisform zu erkennen. Der Chordachſtuhl beſteht aus zwei Teilen verſchiedener Konſtruktion: dem weſtlichen aus