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Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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Die germaniſche Kultur der jüngeren Eiſenzeit trägt einen durchaus ſelbſtändigen Charakter, obwohl die Handelsbeziehungen mit dem provinzialrömiſchen Gebiet an Rhein und Donau beſonders in den erſten drei Jahrhunderten ſehr ſtark geweſen ſind. Zeugen dieſes Handelsverkehrs ſind zahlreiche Einfuhrgegen­ſtände aus dem genannten Gebiet, die an der Grenze gegen einheimiſche Erzeugniſſe wie Getreide, Felle, Bernſtein u. a. eingetauſcht wurden und ihren Weg auch in die entfernteſten germaniſchen Siedlungsgebiete gefunden haben. Römiſche Bronzegefäße das wichtigſte Einfuhrgut ſind zwar in der Uckermark bisher nur in den Kreiſen Prenzlau und Angermünde gefunden worden, doch ſtammt aus Potzlow eine bronzene römiſche Scheibenfibel mit eingelegtem Schachbrettmuſter und aus einem Grabe bei Templin (Buchheide) ein leider verlorengegangenes Terraſigillata⸗Gefäß mit dem Herkunftsſtempel des römiſchen Töpfers. Ferner ſind eine Anzahl römiſcher Münzen im Kreisgebiet gefunden worden, ſo z. B. auf dem Marktplatz von Zehdenick (erſtes Jahrhundert), bei Suckow(Kaiſer Hadrian , Denar, 117 138 n. Chr.), Lychen (Kupfer­münze des Kaiſers Antonius), Flieth(Kupfermünze der Julia Mammaea 235 n. Chr.) und Warbende(Denar des Antoninus Pius 138- 161 n. Chr.)

Siedlungsplätze aus dieſer Zeit find im Kreiſe bisher kaum bekannt einige Scherben von Gebrauchs: gefäßen ſtammen von der Gemarkung Beutel, doch find wir über die weſtgermaniſche Siedlungsweiſe und über den Hausbau durch Funde aus den benachbarten Gebieten verhältnismäßig gut unterrichtet. Es waren Dorfſiedlungen und auch einzelne Gehöfte vorhanden, in denen das ſeit alters überkommene zweiräumige Pfoſtenhaus die häufigſte Hausform bildete. Stellenweiſe wurden auch einräumige Häuſer und ſolche mit drei bis vier Räumen ſowie Speichergebäude feſtgeſtellt.

Im Laufe des vierten Jahrhunderts verläßt die ſpärliche Bevölkerung das Kreisgebiet, um im Zuge der Völkerwanderung in ſüdlicher und ſüdweſtlicher Richtung abzuwandern. Wenn auch die dürftigen Funde nicht ausreichen, um die Stammeszugehörigkeit der kaiſerzeitlichen Germanen im Kreiſe Templin feſtzulegen, kann doch angenommen werden, daß ſie zu dem großen Stammesverband der Sueben gehörten, die aus dem Gebiet zwiſchen Elbe und Oder nach Südweſtdeutſchland abwanderten, um dort als Schwaben (Ale­mannen) ſeßhaft zu werden.

Aus dem fünften und ſechſten Jahrhundert fehlt aus dem Kreisgebiet bisher jeder Fund, der auf die An­weſenheit einer germaniſchen Reſtbevölkerung ſchließen laſſen könnte. Trotzdem muß nach neueren Ergeb­niſſen angenommen werden, daß ein kleinerer Teil der Bevölkerung zurückgeblieben iſt und kulturelle Be­ziehungen zu den Auswanderern aufrechterhalten hat. Immerhin war die Bevölkerung während dieſer Zeit zahlenmäßig ſo gering, daß ſie kulturell kaum in Erſcheinung trat und es auch zu keinem volklichen oder politiſchen Zuſammenſchluß bringen konnte.

Die Slawenzeit(etwa oοoo- 1200 n. Chr.)

Früheſtens im ſiebenten vielleicht ſogar erſt am Anfang des achten Jahrhunderts ſetzt ein allmählicher Zuſtrom einer neuen, andersgearteten Bevölkerung ein. Es ſind Teile des großen Volksſtammes der Slawen von den Deutſchen Wenden genannt, die aus ihrer Urheimat im öſtlichen Polen nach und nach in das von den Germanen verlaſſene Gebiet bis zur Elbe und Saale eindringen, ſich in ihrer neuen Heimat raſch vermehren und in einzelne Stämme und Stammesgruppen aufſpalten. Die Wenden der Uckermark gehörten zu der nordſlawiſchen Stammesgruppe der Wilzen oder Liutizen, die aus verſchiedenen kleineren Stämmen zuſammengeſetzt waren. Der nördliche Teil des Kreiſes Templin jenſeits der ſüdlichen Endmoräne war Siedlungsraum der Ukrer, nach denen die Uckermark noch heute ihren Namen trägt. Den übrigen größeren Teil des Kreiſes bewohnte der Stamm der Riezianen.

Slawiſche Siedlungsplätze ſind im Kreiſe in großer Anzahl bekannt und durch das zahlreich herumliegende Scherbenmaterial leicht kenntlich. Solche Wohnplätze finden ſich häufig an den Seen um Templin , ferner bei Zootzen, Thomsdorf, Warthe, Rutenberg, Potzlow , Naugarten, Mildenberg, Storkow, Hammelſpring , Gandenitz , Beutel, Alt Temmen, Retzow und auf verſchiedenen anderen Gemarkungen. Der Lebensweiſe der Bevölkerung entſprechend, die außer dem Ackerbau weit mehr als die Germanen Jagd und Fiſchfang betrieb,

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