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Jahr 1540 erfolgte Säkulariſat ion der drei Klöſter des Kreiſes brachte den landesherrlichen Kaſſen wieder neuen Zufluß. Ein Teil dieſes neugewonnenen Landes wurde bald verpfändet und verkauft. Der zum Kloſter Boitzenburg gehörige Beſitz kam 1539 an die Familie v. Arnim , das Land von Himmelpfort 1557 vor allem an die Familie v. Trott. Erſt nach dem Ausſterben des uckermärkiſchen Zweiges dieſer Familie 1727 kam der v. Trott'ſche Beſitz wieder in die Hand des Landesherrn und wurde nun durch das königliche Amt Badingen verwaltet.
Der zo-jährige Krieg führte zur Zerſtörung vieler Siedlungen des Kreisgebietes, und die Bevölkerungszahl ſank beträchtlich. Dank der landesherrlichen Fürſorge wurden von der Zeit des Großen Kurfürſten an bis zur Zeit Friedrichs des Großen immer neue Siedler in das Land gezogen und beſonders im Bereich der königlichen Amter beheimatet. Aber auch die Rittergutsbeſitzer richteten ihre verwüſteten Dörfer wieder her, legten ihre noch heute beſtehenden großen Vorwerke an und zogen die dazu nötigen Arbeiter ins Land. Im Zuſammenhang damit wurden die zerſtörten Kirchen wieder aufgebaut, meiſt unter Benutzung der alten Grundmauern. Beſondere Verdienſte dafür, daß die Uckermark wieder zu einem blühenden Landſtrich wurde, hatten der Staats- und Kriegsrat Georg Dietloff v. Arnim aus der Boitzenburger Linie(geſt. 1753) und Georg Abraham v. Arnim aus der Suckower Linie(geſt. 734). Die Städte, deren Häuſer weſentlich aus Holz beſtanden, brannten vielfach gänzlich aus. Ihr Wiederaufbau geſchah im 18. Jahrhundert mit Geldzuſchüſſen des Staates.
Das 19. Jahrhundert brachte, wie ſchon erwähnt, die Verwaltungsreform von 1816. Die bäuerliche Befreiung, die etwa um das Jahr 1850 abgeſchloſſen war, führte zu einer weiteren Vermehrung des Großgrundbeſitzes, da die bis dahin Erbuntertänigen zum Loskauf ihrer Herrſchaft Acker abgeben mußten. Im Zuſammenhang mit der zunehmenden Induſtrialiſierung und der deswegen einſetzenden Landflucht ver: ringerte ſich der bäuerliche Beſitz noch mehr. Erſt durch die Maßnahmen der letzten Jahre, insbeſondere ſeit dem Umbruch von 1933, iſt das weitere Anwachſen des Großgrundbeſitzes verhindert worden, und planmäßig werden Ländereien aufgekauft und in bäuerliche Siedlungen umgewandelt, z. B. in Ahlimbswalde, Blankenſee, Boiſterfelde, Groß Kölpin, Ringenwalde und anderen Orten.
Es gibt verhältnismäßig wenig Induſtrie. Die im 18. Jahrhundert infolge des Holzreichtums gegründeten Glashütten und Teeröfen haben ſich nicht halten können. Erſt im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts ſind die vielen Ziegeleien an der Havel oberhalb von Zehdenick entſtanden, die der dortigen Landſchaft ihr Gepräge geben. 1894 wurde die Papierfabrik in Bredereiche gegründet. Die Mühlen werden ſeit altersher ſowohl vom Waſſer wie vom Winde getrieben. Leider ſind von den noch vor wenigen Jahrzehnten überaus zahlreichen Windmühlen nur noch ganz wenige erhalten, und die ſich im Zuſammenhang damit ſtändig vergrößernden Waſſermühlen, die Motoren als zuſätzliche Kraftmaſchinen aufgeſtellt haben, ſind durch ihre liebloſen Neubauten keine Zierde der Landſchaft.
Das Siedlungs bild iſt beſtimmt durch die zwei Koloniſationszeiten des 13. und beſonders des 18. Jahrhunderts. Die drei Städte und die Dörfer ſind regelmäßig angelegt. In Lychen , Templin und Zehdenick münden die Hauptſtraßen, die rechtwinklig von Querſtraßen geſchnitten werden, auf dem Marktplatz. Ahnlich ſind auch die alten ſtadtähnlichen Gründungen Boitzenburg, Gerswalde und Potzlow angelegt. Die Dörfer gruppieren ſich um eine breite Straße, die vielfach zum Anger erweitert iſt und oft einen ſchönen alten Baumbeſtand hat. Meiſt liegt in der Mitte des Angers die Kirche, um ſie herum der Friedhof und anſtoßend die Küſterei oder die Schmiede. Außer dieſen Straßen- und Angerdörfern findet ſich auch ein Rundling: Weſendorf bei Zehdenick . Die Koloniſtendörfer des 18. Jahrhunderts ſind ähnlich denen des 13. Jahrhunderts, nur noch regelmäßiger. Einige der Gutsdörfer gehen auf alte Bauerndörfer zurück, andere ſind ganz neu angelegt. Ihr Bild wird durch das Herrenhaus, den großen Gutshof und zahlreiche Arbeiterhäuſer beſtimmt. Wenn aus einem alten Bauerndorf ein Gutsdorf wurde, hat ſich oft die ganze Siedlungsform verändert. Es gibt reine Gutsdörfer, die aus den Vorwerken entſtanden ſind, und gemiſchte Dörfer, in denen ſich noch einige ſelbſtändige Bauernhöfe erhalten haben. Durch die planmäßige Beſiedlung vieler großer Güter ſind wieder moderne bäuerliche Siedlungen entſtanden, die ſich von denen des 13. und
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