Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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18. Jahrhunderts dadurch unterſcheiden, daß ihre Bauweiſe ſehr locker iſt. Vielfach find vorhandene Baulichkeiten umgeſtaltet und, wenn dieſe nicht ausreichten, noch einige zuſätzliche Neubauten errichtet worden.

Beſonders kennzeichnend für den Kreis ſind Wüſtungen, d. h. Dörfer, die ſich infolge ungünſtiger Boden­verhältniſſe als Fehlgründungen erwieſen und früh verlaſſen wurden. Der Boden dieſer Dörfer ging meiſt auf im Beſitz des benachbarten Rittergutes, und heute zeugen vielfach nur noch Kirchenruinen( Wüſte Kirchen von ihnen. Die älteſten Großgrundbeſitzer des Kreiſes waren die drei Klöſter Zehdenick , Boitzen­burg, Himmelpfort und im Oſten auch noch das Kloſter Seehauſen(Kreis Angermünde). Auch den Städten Templin und Prenzlau gehörten mehrere Dörfer. Auf den ſtaatlichen Ländereien unterblieb das Bauern: legen, und dafür wurden die mit Siedlern aus den verſchiedenſten deutſchen Landſchaften und mit franzö­ ſiſchen Refugies beſetzten Koloniſtendörfer geſchaffen. Dieſe geben dem ſüdlichen Teil des Kreiſes fein be: ſonderes Gepräge. Sie liegen zumeiſt auf Rodungen inmitten der großen Staatsforſten Schorfheide und haben ſich vielfach noch ſo erhalten, wie ſie angelegt wurden.

Das Koloniſtenhaus des 18. Jahrhunderts iſt der einzige im Kreisgebiet vorkommende ältere Haus typus. Es iſt aus Fachwerk gebaut, meiſt nur einſtöckig und hat in ſeiner Mitte die mit maſſiven Wänden verſehene Küche die ſſchwarze Küche mit dem großen Schlot, in dem Fleiſch und Wurſt zum Räuchern aufgehängt werden. Urſprünglich brannte ein offenes Feuer unter dieſem Schlot, heute iſt eine ſolche Feuer: ſtelle wohl nirgends mehr im Gebrauch und durch den überall ‚Maſchine genannten Herd erſetzt. Der Hauseingang befindet ſich an der Breitſeite in der Mitte, durch einen kleinen Flur kommt man ſofort in die Küche und hinter dieſer liegt ein weiterer kleiner Raum, der meiſt Hinterküche genannt wird und oft noch ſeinen Ausgang nach der hinteren Seite des Hauſes hat. Rechts und links von dieſen drei Räumen ſind die Stuben und Kammern angeordnet. Die Stuben haben dort, wo ſie an die maſſiv gemauerte Küchen­wand ſtoßen, einen gewöhnlich aus unglaſierten Kacheln beſtehenden Ofen. Nach dieſem Schema, das übrigens durch ſogenannte Normalzeichnungen für die Mehrzahl der königlichen Amter beſtimmt wurde, ſind alle Häuſer angelegt. Sie unterſcheiden ſich eigentlich nur durch ihre Größe: das Bauernhaus iſt geräumiger als das Büdner⸗ oder Koſſätenhaus. Kleine Verſchiedenheiten ſind durch örtliche Bedingungen beſtimmt. So gibt es beſonders in den Orten, wo viel Tabak angebaut wurde, Häuſer mit einem Ober­ſtock. Die Balken in den oberen Räumen haben eine Fülle kleiner Holzſtifte, an denen der Tabak zum Trocknen aufgehängt wurde. Mitunter enthält dieſer Oberſtock auch noch ausgebaute Stuben. Auch die Gutsdörfer bauten ihre Arbeiterhäuſer in der gleichen Art, vielfach jedoch fo, daß vier bis ſechs Familien in einem Hauſe Platz finden konnten. Dieſe benutzten entweder gemeinſchaftlich eine Küche, oder die mitt­lere Küche iſt in vier Räume unterteilt. In Milmersdorf hat ſich ein Sechs-Familienhaus erhalten, deſſen Dachgeſchoß noch für zwei Familien Platz bietet. Gewöhnlich liegen die Häuſer mit ihrer Breit­ſeite nach der Dorfſtraße zu, nur ſelten, wie z. B. in Buchholz und Falkenthal, iſt die Giebelſeite der Straße zugewendet.

Die vielen Brände des 18. Jahrhunderts haben eine Fülle von behördlichen Verordnungen verurſacht, die beſtimmend waren für die Geſtaltung der Häuſer. So ein Edikt vom 21. Oktober 1777, nach dem in der Kurmark, in der Neumark und in Pommern auf dem platten Lande alle Schornſteine maſſiv erbaut werden ſollten. Eine weitere Verordnung ſpricht ſich gegen die Verbindung von Wohn⸗ und Wirtſchaftsgebäuden aus und beſtimmt, daß ſie ſo weit auseinanderliegen müſſen, daß genügend Raum für Löſcharbeiten bleibt. Nur Wirtſchaftsgebäude ohne Feuerungen dürfen miteinander verbunden werden, und Ausnahmen ſind nur dann zugelaſſen, wenn beſondere maſſive Brandmauern errichtet werden(28.8. 1796). Daher findet man faſt niemals eine Verbindung von Wohnhaus und Scheune. Die dafür beſtimmten Baulichkeiten umgeben den hinter den Wohnhäuſern liegenden Hof. In den Koloniſtendörfern ſind meiſt nur wenige Brunnen vorhanden, die im Bereich der Dorfſtraße liegen und früher durch eine Winde oder durch einen langen höl­zernen Schwengel bedient wurden. Nur noch in wenigen Orten, z. B. in Grunewald , Warthe und Gers­ walde , haben fie ſich in ihrem urſprünglichen Zuſtand erhalten. Die Ausführung des Fachwerks iſt meiſt ſehr gut, heute wird es vielfach nicht genügend gepflegt und verfällt daher. Auffallend iſt, daß bei den