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Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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meiſten Gutsdörfern die Gefache weit größer ſind, als bei den Bauerndörfern, daß man alſo hier verſucht hat, Holz zu ſparen. Die Füllung der Gefache beſtand urſprünglich wohl ſtets aus Lehm, heute iſt dieſer teilweiſe durch Ziegel erſetzt. Für die Bedachung der Häuſer verwendete man zunächſt faſt überall Stroh. In neuerer Zeit wird dieſe Art der Dachdeckung immer mehr durch das Ziegeldach verdrängt. Die Wind bretter, die an den Giebelſeiten das Strohdach decken, ſind meiſt über den Firſtpunkt hinaus verlängert. Ihre ſich kreuzenden freiſtehenden Endigungen haben einen profilierten Umriß. Das Dachwerk ſolcher Häuſer iſt unter Verwendung von Kehlbalken ohne Stuhl oder mit einfachem ſtehenden Stuhl errichtet. Die ländlichen Herrenſitze waren in der Mehrzahl ebenfalls Fachwerkhäuſer, wie ſie ſich heute noch in dem alten Gutshaus von Strehlow und in dem jetzt als Inſpektorhaus dienenden ehemaligen Gutshaus von Blankenſee erhalten haben. Sie hatten vielfach ein Obergeſchoß und ein abgewalmtes Dach und waren im Gegenſatz zu den Bauern⸗ und Arbeiterhäuſern oft unterkellert. Der Zugang zu dem dann etwas erhöht über Erdboden liegenden Erdgeſchoß führte über eine kleine Freitreppe hinweg. Altere Schloßbauten gibt es nur wenige. Die älteſten maſſiv gebauten Herrenhäuſer hatten ausgeſprochen wehr­haften Charakter. Einen guten Eindruck davon vermittelt noch die Ruine der Burg von Gerswalde. Aus einer ähnlichen Wehranlage hat ſich dasfeſte Haus in Badingen entwickelt, deſſen heutiger Beſtand zum großen Teil bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts zurückzureichen ſcheint. Im 16. Jahrhundert iſt der hochgelegene Weſtflügel des Boitzenburger Schloſſes mit feinen Zwerchgiebeln erbaut worden. Dieſe Herren: häuſer, insbeſondere Boitzenburg, wurden ſpäter wiederholt umgeſtaltet, zuletzt in ſehr einſchneidender Weiſe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die meiſten der übrigen Gutshäuſer ſind maſſive Bauwerke des 18. und 19. Jahrhunderts. Die romantiſierenden Neigungen des 19. Jahrhunderts führten zu Bau­werken in neugotiſchem Stil, z. B. bei dem Schloß in Kröchlendorff, oder in mauriſchem Stil, wie in Blan­kenſee.

Die Wehranlage der Stadt Templin hat ſich noch nahezu vollſtändig erhalten, und auch in Lychen gibt es noch einen ganz aufrechtſtehenden mittelalterlichen Torturm und Teile der Stadtmauer. Die Rathäu ſer ſtammen aus dem 18. und dem frühen 19. Jahrhundert, auch die Bürgerhäu ſer reichen kaum weiter als bis in dieſe Zeit zurück. Von dieſen hat Templin einen beſonders reichen Beſtand bewahrt, der den Typus des damaligen ſtädtiſchen Wohnhauſes zeigt. Es beſteht aus Fachwerk, iſt zweigeſchoſſig und mit der Traufſeite nach der Straße zu gerichtet. Die Gliederung des Innern entſpricht etwa derjenigen der Bauernhäuſer. Beſonders reich ausgeſchmückt waren die ſtädtiſchen Haustüren mit ihren Oberlichtfenſtern und Beſchlägen. Auch davon gibt es in Templin noch einiges.

Von der ehemaligen Innenausſtattung der Wohnhäuſer iſt nahezu nichts mehr vorhanden. Weder bürger­licher noch bäuerlicher Hausrat findet ſich, abgeſehen von einigen nicht mehr im urſprünglichen Zuſammenhang ſtehenden Einzelſtücken. Es iſt bezeichnend, daß noch im Jahre 1935 eine bemalte Truhe aus der Zeit um 1800 auseinandergeſchlagen wurde und zur Abtrennung eines Schweinekobens dienen mußte.

Die kirchlichen Bau- und Kunſtdenkmäler haben ſich weit beſſer erhalten als die weltlichen, ſie nehmen auch daher den größten Raum des vorliegenden Bandes ein. Die Mehrzahl der Kirchen wurde bereits in der Koloniſationszeit im 13. Jahrhundert errichtet und ſchon damals maſſiv gebaut. Als Baumaterial ver­wendete man den überaus zahlreich vorhandenen Feldſtein des eiszeitlichen Moränenſchuttes, der noch allenthalben die Beſtellung der Acker erſchwert. Dieſes Feldſteinmaterial beſteht im weſentlichen aus Granit und iſt äußerſt widerſtandsfähig. Zuſammen mit dem guten mittelalterlichen Mörtel hat es die vielen Brände und Zerſtörungen überdauert, die Außenmauern der Kirchen ſind daher faſt durchweg noch bis heute urſprünglich. Verändert wurden die Tür⸗ und Fenſteröffnungen, die Mauerkronen, die Giebelſchrägen, der Dachſtuhl und die Einbauten. Der Grundriß der Kirchen iſt meiſt einfach rechteckig. Sofern durch eine breite Mauer oder durch einen ſpitzen Schwibbogen von dieſem Rechteck ein Weſtteil abgetrennt iſt, haben wir es wohl mit Kirchen mit urſprünglich maſſivem Turm zu tun. Dieſer war gewöhnlich nicht viel höher als der Firſt der Kirche, bis obenhin maſſiv und mit einem ſenkrecht zur Kirchenachſe ſtehenden Satteldach über­deckt, wie etwa noch heute die Kirche in Bergsdorf. Gelegentlich ſpringt dieſer Turm aus der Mauer­flucht heraus. Der alte Oſtchorſchluß der Feldſteinkirchen iſt ſtets gerade. Bei den reicheren Anlagen findet

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