Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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Biſchofskirche von Cammin der Unterbau des bald nach 1176 entſtandenen Querſchiffes aus Feldſtein beſteht und ein Portal mit mehrfach abgetrepptem Gewände zeigt, wie es ſpäter vielfach bei den hier behandelten Bauten vorkommt. Wer ſich näher mit den Kloſterruinen von Boitzenburg und Himmelpfort beſchäftigen will, wird auch im Küſtengebiet, etwa in Eldena oder Ribnitz Verwandtes finden. Bei der Betrachtung der Stadtbefeſtigungen ergeben ſich enge Beziehungen zu Pommern und zu Mecklenburg. Städtiſches Kultur­gut kam bis ins 18. Jahrhundert in erſter Linie aus dem nahen Prenzlau in das Kreisgebiet. Beſonders die großen Altäre aus der Zeit um 1600 ſind im Zuſammenhang mit Prenzlauer Arbeiten entſtanden, wenn auch ihre künſtleriſche Wurzel wohl im Gebiet von Braunſchweig⸗Magdeburg zu ſuchen iſt.(Der Stifter des Altars in Stegelitz war Domherr in Magdeburg ) Auch das ältere Zinngerät kam meiſt aus Prenzlau . Erſt im 18. Jahrhundert wird der Berliner Einfluß beſtimmend, und insbeſondere die Adels­geſchlechter ſcheinen in hohem Maße Berliner Künſtler herangezogen zu haben.

Bei der Betrachtung der Bauten eines ländlichen Kreiſes und ihrer Ausſtattung iſt jedoch eine andere kunſt­geſchichtliche Einſtellung nötig als bei denen der größeren Kulturmittelpunkte. Gewöhnlich denkt man nur an das große Meiſterwerk und bildet danach alle Vergleichsmaßſtäbe. Man kennt es am beſten aus dem Muſeum, wo es, losgelöſt von allem Zufälligen, bequem betrachtet werden kann. Dort findet es ſich in beſter Geſellſchaft in einem Kreis ausgewählter Werke. Auch in Buch und Lichtbild erſcheinen meiſt nur die ganz großen ſchöpferiſchen Leiſtungen, die eine Herausſtellung vertragen, oft ſogar erfordern. Von ſolchen Vorſtellungen muß man ſich freimachen. Das iſt in der Landſchaft ſelbſt am leichteſten. Faſt jeder empfäng­liche Menſch freut ſich dort an einem Dorfbild und ſeiner natürlich gewachſenen Form, an der den Ort be­herrſchenden Kirche als Sinnbild der Gemeinſchaft mit ihren viel fachen Erinnerungen an die Vergangenheit, an den darum gruppierten Häuſern und Gärten, den Windmühlen auf den Hügeln und den ſorgſam ge hüteten alten Baumrieſen inmitten des Angers oder an den Seiten der Straßen. Nur fällt es dabei den wenigſten ein, eine ſolche Geſtaltung als Kunſtſchaffen zu bezeichnen, denn alles iſt ſo ſelbſtverſtändlich aus den Bedürfniſſen des menſchlichen Lebens erwachſen. Dieſe Selbſtverſtändlichkeit iſt aber kein Zufall, ſie kommt aus dem Volkstum und richtet ſich nach Landſchaft und Klima. Kein ſolches Dorf, kein ſolches Landſtädtchen gleicht dem anderen, und ſobald man die hier geſtaltenden Kräfte des Menſchen begreift, hat man den Weg zu dem Stoff des vorliegenden Bandes gefunden und erkennt, daß auch das Unſcheinbarſte Zeugnis ablegt von einem volkstümlichen Kunſtwollen und daß die Aufgeſchloſſenheit dafür uns erſt zu den Wurzeln künſtleriſcher Formung führt. Aus dieſem Grunde wäre es falſch, hier eine Aufzählung alles deſſen zu geben, was vor der geläufigen Kunſtgeſchichte bedeutungsvoll erſcheint, obwohl auch davon der Kreis mancherlei bietet. Dieſe Dinge wird man beim Durchblättern leicht ſelbſt herausfinden.