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findet ſich neben ihnen ein offener hölzerner Glockenſtuhl. Der älteſte iſt wohl der von Warthe , der noch aus dem 18. Jahrhundert zu ſtammen ſcheint.
Die Lychener Kirche iſt die einzige der Stadtkirchen, die wenigſtens im Äußeren noch ihr mittelalterliches Ausſehen bewahrt hat. Die Pfarrkirchen von Templin und Zehdenick wurden durch die Stadtbrände zerſtört, nur noch ein Teil ihres Mauerwerkes iſt mittelalterlich, im übrigen ſtammen ſie aus dem 18. und aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Die vielen Brände und Zerſtörungen ſind die Urſache dafür, daß von den hölzernen Einbauten im Kircheninnern faſt nichts mehr und von der Ausſtattung der erſten Bauzeit verhältnismäßig wenig ſich erhalten hat. Um ſo größere Bedeutung kommt dem zu, was gerettet werden konnte. Hierzu gehören die nach dem Stil ihrer Medaillons um 1300 entſtandene Taufe in Klein Mutz und eine ganze Reihe von Glocken, die möglicherweiſe in der gleichen Werkſtatt gegoſſen worden ſind. Ferner das wohl als Altaraufſatz geſchaffene Eichenholzrelief in Vietmannsdorf, das aus dem Prenzlauer Heimatmuſeum wieder den Weg zu ſeinem Herkunftsort gefunden hat und ebenfalls der Zeit um 1300 angehört. Im 14. Jahrhundert entſtanden die fragmentariſch erhaltenen Figuren des gekreuzigten Chriſtus in Milmersdorf . Im 15. Jahrhundert ſind die Flügelaltäre mit ihrem plaſtiſchen Figurenſchmuck in Thomsdorf und in Jakobshagen geſchaffen, ebenſo die beiden gemalten Altarflügel in Krewelin. Kunſtgeſchichtlich beſonders wertvoll iſt die große, mit Fileteinſätzen und Stickereien verſehene Decke aus dem Kloſter Zehdenick, die ſich als Leihgabe im Berliner Märkiſchen Muſeum befindet und vielleicht noch dem 13. Jahrhundert angehört. Aus derſelben Zeit ſtammt der noch im Kloſter Zehdenick befindliche Abendmahlskelch mit ſeinem figürlichen Reliefſchmuck. Um 1300 wird der kleine Kelch der Zehdenicker Stadtkirche geſchaffen worden ſein; die übrigen Kelche in gotiſcher Form gehören früheſtens dem Ende des 15. Jahrhunderts oder dem 16. Jahrhundert an.
Erfreulicherweiſe gibt es noch eine ganze Reihe von Altären, die in den Jahrzehnten unmittelbar vor dem zo⸗jährigen Kriege geſchaffen wurden und ſich über dieſen hinaus erhalten haben. Die beſten dieſer Altäre befinden ſich in Stegelitz und in Fergitz.
Einen beſonderen Hinweis verdient die Kirche in Kaakſtedt, deren Einbauten noch nahezu vollſtändig ihren urſprünglichen Zuſtand zeigen. Die meiſten Einbauten der Kirchen und deren Ausſtattung ſtammen aus der Wende des 17. Jahrhunderts und aus dem 18. Jahrhundert und gehen, wie ja immer kirchliches Gerät, auf Stiftungen zurück. Die Namen dieſer Stifter, die ſich auf Leuchtern und Abendmahlsgerät, auf Taufſchüſſeln und Opfertellern finden, ſind im vorliegenden Band ſtets erwähnt und auch im Namenverzeichnis am Schluß zu finden, was für die Familienforſchung ſehr weſentlich ſein wird.
Größere Grabmonumente ſtehen nur in den Kirchen von adeligen Herrenſitzen, die künſtleriſch wertvollſten ſind in Boitzenburg, Stegelitz und Ringenwalde . Weſentlich iſt auch die Beachtung der vielen Totenkränze und Totenbretter, die mitunter die geſamten Kirchenwände bedecken, und die Zeugniſſe eines heute in Vergeſſenheit geratenen Brauches ſind. Erwähnenswert ſind ferner die Friedenskronen in den Kirchen von Falkenthal und Klein Mutz.
Kunſtgeographiſch bildet der Kreis Templin eine Einheit mit dem Landſtrich, der von der Altmark über die Oder nach der Neumark und nach Hinterpommern hineinreicht und zu dem das Havelland, die Kreiſe Ruppin und Barnim , das mecklenburgiſche Land Stargard und die Uckermark gehören. Deutlich grenzt er ſich ab von dem Küſtengebiet der Oſtſee und auch von dem inneren Mecklenburg: dort haben die Dorfkirchen meiſt ein ganz anderes Ausſehen, ſind vielfach maſſiv gewölbt und wirken weiträumiger; der Backſtein iſt in ſtärkerem Maße verwendet; die dem 15. Jahrhundert angehörigen Ausſtattungsſtücke dieſer Bauten ſind beſonders hervorragend; auch die Wohnhäuſer ſind abweichend vom Kreiſe Templin gebildet: das altſächſiſche Haus und feine Abarten herrſchen vor. In unſerem Landſtrich dagegen hat faſt jedes Dorf ſeine gewöhnlich mit flacher Decke, vereinzelt mit Holztonne verſehene Feldſteinkirche, deren mächtiges Gemäuer auch noch bei den Kirchenruinen ein Zeichen iſt für den Aufbauwillen deutſcher Koloniſation askaniſcher Zeit. Die älteren Häuſer unſeres Gebietes gehen meiſt auf Neubauten der Zeit Friedrich des Großen zurück, und ihre Form nähert ſich der des oſtdeutſchen Hauſes. Unabhängig von ſolchen Grenzen wirken ſich daneben kirchliche und politiſche Mächte aus. Es iſt ſicher von Bedeutung, daß bei der für die Oſthälfte des Kreiſes zuſtändigen
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287
3 56, 357, 393
259, 410 256
375, 378
298, 299 371, 246 265 402
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397 377
326, 215 252
196, 322, 314 36
211, 263