kunstsinnigen Mäzen geschenkte Palais dem Neubau des Reichstagsgebäudes weichen mußte.
Die weiteren Schicksale dieser Wandgemälde sind bezeichnend für die Schwankungen, denen zu Beginn unseres Jahrhunderts die Kunst Schinkels unterworfen war. Die ganze Reihe wanderte 1902 nach Breslau in die Dienstwohnung des Oberpräsidenten und wurde erst nach fast zehnjährigem Exil wieder zurückgeholt, gewiß infolge der Schinkel-Renaissance die, von Messel und der modernen Architektenschule ausgehend, durch die Jahrhundert-Ausstellung sich auch auf den Maler Schinkel erstreckte.
Zum drittenmal hat die Brüderstraße ihr Aussehen gewandelt und ist jetzt ganz und gar Geschäftsstraße. Doch aber mit dem besonderen Charakter einer Geschäftsstraße der alten Innenstadt. Auf den Firmenschildern liest man Namen Altberliner Klanges, die Auslagen locken nicht mit marktschreierischer Pracht. Diese Geschäfte haben ihr Stammpublikum und spekulieren nicht auf die Zufallskundschaft der Passanten. Der Verkehr in dieser Straße ist gering zu jeder Tageszeit, und doch ist sie keineswegs erstorben. Sie führt ein geschäftig reges Innenleben. Gedenktafeln mahnen an manchen berühmten Bewohner, aber auch mit diesen Erinnerungen prunkt die bescheiden gewordene Straße nicht.
Die ganze Front der einen Seite von der Scharrenstraße bis zur Neumannsgasse nehmen, schaufensterlos, die Rückseiten des Hertzogschen Warenhauses in Anspruch, übrigens auch eine alte Gründung aus dem Jahre 1839. Anhebend mit einem modischen Palast, hat es sich die alten Bürgerbauten bis an die Ecke, wo Schlüter gewohnt haben soll, einverleibt.
So ist der moderne Großbetrieb Herr geworden über die kleineren Geschäftsunternehmen der Vergangenheit und überflutet mit seinem Leben und Gebraus die Erinnerungen, an denen diese Straße vor vielen von je reich gewesen ist.
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