Vorwort
Ältere Stadtpläne Berlins zeigen oft auf breiter Umrahmung eine Folge kleinerer Ansichten, auf denen interessante Baulichkeiten, Kirchen, königliche Gebäude u. a. dargestellt sind. Von den trockenen Linien des geometrischen Aufrisses schweift das Auge wie zur Erholung ab zu diesen seitlichen Rand- und Rahmenbildern; stückweise baut sich die Vorstellung das Profil des Stadtwesens in charakteristischen Einzelzügen auf.
In ähnlicher Weise wollen die hier vereinigten Studien, indem sie da und dort ein geschichtlich treues Einzelbild auffangen und liebevoll ausführen, solchen Rahmenbildern gleichen, die auf eine zwar ungeschriebene, aber in der Phantasie des Verfassers durchaus lebendige Geschichte seiner Vaterstadt, ihres Aussehens wie ihres inneren Lebens, steten Bezug nehmen.
Zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenem Anlaß entstanden, sind sie vom Zufall so geordnet, daß sie im Querschnitt das Kulturleben eines Jahrhunderts ungefähr darstellen, die Zeit von 1740 bis 1850, eines Jahrhunderts mithin, das in der Geschichte Berlins als preußischer Residenzstadt unzweifelhaft das charaktervollste gewesen ist. Können wir das mittelalterliche Berlin nur aus geringen Überbleibseln und fragmentarischen Zeugnissen in unbestimmten Umrissen mehr ahnen als nacherleben, trägt in der Renaissanceperiode das Angesicht der Stadt die ungewissen Züge des Werdenden, so hat erst unter den preußischen Königen die Physiognomie Berlins gleichzeitig mit dem individuellen Charakter seiner Bewohner fejü Form und Prägung erhalten. Berlin als Kulturbegriff, so hoch oder so niedrig man ihn einzuschätzen gewillt ist, besteht erst seit dieser Zeit, war niemals individueller, greifbarer und selbstsicherer als damals. Was vorher
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