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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
159
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Schinkel selbst aber griff mit seinen Ideen noch weiter und plante, von diesem Bau ausgehend, eine architektonische Fort- und Ausbildung des ganzen Platzes. Am 11 . Juni 1829 hatte sich Prinz Wilhelm, der Zweit­älteste Sohn des Königs mit der Prinzessin Augusta vermählt, und es handelte sich jetzt darum, ihm ein eigenes Heim zu schaffen. Unter den Bau­plätzen, die in Frage kamen, befand sich auch das dem Redernschen Palais gegenüberliegende, die Südfront der Linden einleitende Haus der Generalin v. Saldern (Nr. 78 ). Schinkel zeichnete einen Entwurf, der in der Formen­sprache der Redernschen Fassade gehalten, nur durch Eckrisalite das prinz- liche Palais vor dem gräflichen hervorhob. Wäre er zur Ausführung ge­kommen, so hätten die Linden ihren monumentalen Eingang beiderseits er­halten und der Platz sähe einheitlicher als heute aus. Statt dessen entschied man sich für das am entgegengesetzten Ende der Nordseite der Linden er­richtete ehemalige markgräflich Schwedische Palais, das vorläufig dem Prinzen, der kommandierender General des III. Armeekorps war, als Dienst­wohnung zugewiesen war. Da die Neubaupläne Schinkels dem Könige zu kostspielig erschienen, so verzögerte sich sehr zum Leidwesen des Prinzen die Angelegenheit des eigenen Hauses einige Jahre, bis ein Plan von Karl Ferdinand Langhans, dem Sohne des Erbauers des Brandenburger Tores, genehmigt und 1836 in den Formen, in denen man das Palais des ehr­würdigen alten Kaisers noch heute sieht, vollendet wurde.

Wie alles beim Grafen Redern Stil hatte und zwar großen Stil, so auch die Gastlichkeit, die aus dem alten Bau in das neue Palais über­nommen wurde.

Über die Geselligkeit im Berlin- von damals hören wir manche Klage. Es ist", schreibt Heine,hier ungemein viel geselliges Leben, aber es ist in lauter Fetzen zerrissen." Beim Grafen Redern gab die Künstlerwelt den Ton an. Musik, die wohl ernsteste Seite seiner Begabung, Theater, an dessen Spitze ihn seine Stellung gebracht hatte, bildende Kunst, Literatur