wobei „das Deutsche Theaterwesen, wie es eben west, ziemlich klar zur Sprache kam", mußte dieser aus langer Erfahrung heraus ihm beipfiichten. „Er hat", schrieb Goethe an Zelter, „als Vorgesetzter gute Gedanken zur Behandlung des Ganzen, die ich billigen mußte, und wodurch im Äußerlichen höchst wahrscheinlich gewonnen wird. Dem Innern wird der Genius helfen, wenn es ihm beliebt."
Und Graf Redern hatte das Glück, daß es dem Genius beliebte, auch im Innern zu helfen. In Oper und Schauspiel begegnen wir einer Reihe noch heute unvergessener Namen. Einen großen Sänger zwar hat er nicht nach Berlin gebracht, und ebensowenig hat die Berliner Oper eine ständige Primadonna unter ihm besessen. Die größte dramatische deutsche Sängerin der Zeit, Wilhelmine Schröder-Devrient, konnte trotz aller Bemühungen des Generalintendanten dauernd nicht gewonnen werden, und es blieb, wie auch für Henriette Sontag, bei wiederholten Gastspielen. Als festengagiertes Mitglied suchte Caroline Seidler-Wranitzky, die erste Agathe in Webers Freischütz, das verwaiste Primadonnenfach auszufüllen, aber die heroischen Partien lagen ihr so wenig wie Sophie Löwe, die später an ihre Stelle trat. Das Repertoire der Oper wandte sich von Spontini ab und der jüngeren italienischen und französischen Schule zu. Neben Rossini kamen Donizetti und Bellini (Nachtwandlerin und Norma) zu Gehör, Auber mit der Stummen von Portici und Adam mit dem Postillon von Lonjumeau. Die deutsche Schule stellte in Marschner (Hans Heiling) und Lortzing zwei bedeutende Vertreter auf den Plan. Den größten Sieg aber errang Graf Redern mit seinem Jugendfreunde Meyerbeer, dessen Robert der Teufel 1832 Sensation hervorrief. Was die Oper in den beiden letzten Jahren der Tätigkeit des Grafen Redern herausbrachte, läßt die Richtung seines musikalischen Geschmacks am besten erkennen. 1841 führte er Lortzings Hans Sachs, 1842 Meyerbeers Hugenotten, Donizettis Tochter des Regiments und Rossinis Tell auf, alles Werke, die auf Jahrzehnte hinaus das Repertoire beherrscht haben.
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