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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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mußte der deutſche Markgraf die Anerkennung ſeiner geiſtigen Ueberlegenheit mit dem Schwerte behaupten. Aber die Kraft germaniſchen Lebens war groß, und groß war Albrecht und ſein Geſchlecht. Die Askanier ſtanden auf dem Hoͤhenpunkte ihrer Zeit und repraͤſentiren im vollſten Maaße die Kultur- und die Entwicklungsſtufe des begeiſterten Zeitalters der Kreuzzuͤge: ſie find ein hohes, edles, kuͤhnes, mächtiges und praͤchtiges Fuͤrſten geſchlecht, ſie ſind die Hohenſtaufen der Mark. Unter ihnen conſtituirte ſich die märkiſche Bewohnerſchaft zu einem ſelbſt ſtaͤndigen deutſchen Volke und Staate. Albrecht, der Gruͤnder

der Markgrafſchaft Brandenburg, beſaß von dem Lande zwi ſchen Elbe und Oder nur die Priegnitz, einen Theil der Mi telmark und einen ſchmalen Streifen Landes am rechten Elbufer bis zur Lauſitz, Waldemar, der letzte Fuͤrſt dieſes erlauchten Geſchlechts(1319) beſaß die funf Marken, die Altmark, Prieg nitz, Mittelmark, Uckermark und Neumark, und zwar in ihrer größten e mee, einen Theil von Pommerellen, einzelne ſchleſiſche Staͤdte, die Lauſitzen, die Markgrafſchaft Landsberg und die Pfalz Sachſen: er war Le ehnsherr von und hatte fuͤr dieſes Land und fuͤr Meklenburg das Erbfolgerecht: er war Churfuͤrſt und Erzkaͤmmerer des heiligen roͤmiſchen Reichs und gehörte überhaupt zu den Reichsfuͤrſten des erſten Ranges. Die Bisthuͤmer Brandenburg und Havelberg waren nun eingerichtet und maͤchtig aufgebluͤht, ein drittes, das zu Lebus, in der Naͤhe von Frankfurt an der Oder, war dazu gekommen und zahlreiche Staͤdte und Doͤrfer, und in ihnen Kirchen, Kloͤſter, Kapellen, Hospitaͤler und Schulen waren gegruͤndet. Unter den Baierſchen oder Wittelsbachiſchen Markgrafen von 1324 bis 1373 und unter

den Fuͤrſten aus dem luxemburgiſchen Hauſe von 1373 1417 iſt, wie in Deutſchland uͤberhaupt, ſo beſonders in der Mark, die Bluͤthe und Kraft der fruͤhern Periode e re a das Greiſenalter der mittleren Zeit eingetreten, und nur veraltete Lehren, Grundſaͤtze, Rechte, Einrichtungen und Gewohnheiten beherrſchen die Geſchlechter dieſer Jahrhunderte. Die Mark in dieſer Zeit gibt uns das Bild der wildeſten Verwirrung, der ro heſten Zuͤgelloſigkeit, des craſſeſten Aberglaubens: der Adel ent artet, zu Mord und Raͤuberei hier mehr, als anderswo geneigt: