Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
7
Einzelbild herunterladen

der Laien- und Prieſterſtand in größter Unwiſſenheit, gedanken­los, ſtumpfſinnig, das ſlaviſche Element in dem Volte vorherr­ſchend: die Regenten ſel lbſtſuͤchtig und ſchwach. Am Ende dieſes Zeitraums iſt von dem großen Laͤnderbeſitze, den Waldemar unter das brandenburgiſche Scepter vereinigt hatte, nur noch die Alt und Mittelmark und die Priegnitz uͤbrig, doch haben von der letztern die Herzoͤge von Meklenburg auch ſchon einige Theile ab geriſſen. Alles uͤbrige iſt an benachbarte Fuͤrſten verkauft, ver pfaͤndet, verloren. In dem kleinen Theile aber, welcher ſich noch als Ganzes erhalten hatte, waren die fuͤrſtlichen Domainen, Guͤ­ter, Forſten, Zoͤlle u. ſ. w. an den Adel des Landes uͤbergegan gen, und dieſer hauſete mit roher Willkuͤhr und Grauſamkeit, ohne auf den Fuͤrſten und die Noth des Volkes Rückſicht zu nehmen. So war der Zuſtand unſers Vaterlandes, als in dem Burggrafen Friedrich VI. von Nuͤrnberg das erlauchte Geſchlecht der Hohenzollern die M darkgrafſchaft Brandenburg und mehr noch als dieſe, die churfuͤrſtliche und Erzkaͤmmerer⸗Wuͤrde fuͤr 400,000 Ducaten von dem Kaiſer Sigismund, dem letzten Sproͤß­linge des luxemburgiſchen Hauſes, erkaufte und auf der Kirchen­verſammlung zu Coſtnitz(18. April 1417) damit. erlich belehnt ward. Mit dem Regierungsantritt dieſes Fuͤrſtengeſchlechts brach fuͤr unſer Vaterland die Morgenroͤthe eines neuen Tages an, doch koſtete es noch Zeit und Anſtrengung genug, bis die Stuͤrme ſich legten, und das Licht des Tages Finſterniß und Nebel uͤber­wand. Der fruͤhere traurige Zuſtand des 2 dauerte durch das ganze funfzehnte Jahrhundert gro oßentheils noch fort, und es war z. B. hinſichtlich des adligen R zͤuberweſens nur der Unter ſchied, daß fruͤher offen und in ganzen Schaaren gegen große mit Bedeckung verſehene kaufmaͤnniſche Züge eine Art Krieg ge führt, ſpaͤter heimlich geraubt und nur der einzeln reiſende Kauf­mann ausgepluͤndert wurde. a konnte hinſichtlich einer Ge ſammterhebung des geiſtigen slebens, eines Impulſes, der alle Glieder und Theile des Volkes und Staates zur Begruͤn dung einer neuen und hoͤhern Entwickelungaſtufe befähigt hatte, kein durchgreifender Schritt gethan werden, theils weil das funf. zehnte Jahrhundert überhaupt dazu noch nicht reif war, theils

weil die.Hohenzollern als ein fremdes Fuͤrſtengeſchlecht nicht ſo­