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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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ſtige Auslegung waren ſie nicht reif, und die nächſte Aufgabe ging daher nur auf ihre Gewoͤhnung in den Gehorſam der Kirche. Durch ſtrenge Zucht mußten ſie aus der Ungebundenheit eines noch halb thieriſchen Zuſtandes in die Sphaͤre eines geſetzlich ge ordneten Lebens eingeführt werden, wie dieß einſt auf gleiche Art durch Gottes weiſe Erziehung des Menſchengeſchlechts in Bezug auf das juͤdiſche Volk in der moſaiſchen Geſetzgebung ge­ſchehen war. Das Verhaͤltniß des röͤmiſch⸗katholiſchen Kirchen­thums im zwölften und dreizehnten Jahrhundert zu dem ſſavi ſchen Cultus iſt überhaupt in mehrfacher Hinſicht mit dem Ver­haͤltniß des Judenthums zu den heidniſchen Religionen in jener Urzeit zu vergleichen. Von dieſem Standpunkte, von dem aus freilich das Kirchenthum des Mittelalters nur an und fuͤr ſich ohne weitere Vergleichung mit deſſem Zuſtande im apoſtoliſchen Zeitalter oder in der heutigen Zeit betrachtet werden muß, von dieſem Standpunkte ſtellt ſich der Werth des hierarchiſchen Syſtems und ſeiner Inſtitute in ganz anderem Lichte dar, als wenn man alle Unterſchiede der Zeitalter und der Entwicklungsſtufen menſchlicher Bildung beſeitigend, nur den Maaßſtaab urſpruͤnglicher Vollkom­menheit oder heutiger Einſicht anlegt. Die geſammte Kirchen verfaſſung des Mittelalters zeigt ſich vielleicht nirgens in ſegens­reicheren Wirkungen als in unſerm Vaterlande, ſobald man nehm lich nur die Erhebung eines Volkes aus dem Zuſtande der Geiſt loſigkeit und thieriſch- dumpfen Hinbruͤtens zu allgemeiner menſch licher Bildung fuͤr eine ſegensreiche Wirkſamkeit der chriſtlichen Religion anerkennen will. Inſtituten, wie den Bisthuͤmern, Domſtiften, Abteien, Kloͤſtern, geiſtlichen Ritterorden u. ſ. w. iſt die Mark daher einen großen Theil ihrer Kultur und Geſit

lica benignitate dilecto suo in Domino filio, qui in medio natio­nis pravae et perversae seilicet inter slavos et inimicos Christiani nominis constitutus est ete. mitram, annulum Chirothecarum et Sandalia, damit er bei ſeinen Zuhörern einen deſto leichtern Eingang finde, Dieſes Document begründet zugleich die oben ausgeſprochene An ſicht, daß die ſlaviſche Bevölkerung der Mark von Albrecht dem Bären kei neswegs ganz oder auch nur großentheils ausgerottet worden ſei, da noch

10 Jahre nad der Besitznehmung der Mark als von einem ganz von

Slaven bewohnten Lande geſprochen wird.