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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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tung ſchuldig. Die Geiſtlichen im Allgemeinen waren die Co: ryphaͤen der Zeit, in denen ſich der Geiſt offenbarte, dem das damalige Geſchlecht zu ſeiner Entwicklung zu dienen hatte, und in deſſen Wirkungen es ſich glaubensvoll fuͤgen mußte, um zu einer hoͤhern Bildungsſtufe befähigt zu werden. Daher gereicht es den askaniſchen Markgrafen zu großem Ruhme, daß ſie der Gruͤndung kirchlicher Stiftungen die groͤßte Sorgfalt zuwende ten, obwohl dieſelbe nicht blos aus dem Moment relieiöͤſer Be geiſtrung hervorging. Wie Albrecht der Baͤr flaͤmiſche Coloniſten in die Mark zog, damit ſie den Kampf mit dem Waſſer beſtehen, Deiche und Canaͤle bauen, Gewerbe, beſonders Weberei und Staͤdteweſen befördern möchten: wie ſaͤchſiſche, rheiniſche und andere deutſche Familien angeſiedelt wurden, um d deutſche Sprache, Sitte und Lebensweiſe unter den Slaven zu verbreiten, den Weinbau und die Kultivirung des Landes im Allgemeinen zu unterſtuͤtzen, ſo wurden auch den Moͤnchsorden Strecken wuͤſten Landes in Sumpf- und Waldgegenden eingeräumt, um den Ackerbau in Aufnahme zu bringen. Namentlich geſchah dieß mit dem

Ciſtercienſerorden, der damals in vollſter Jugendkraft beſtehend

mit Zuruͤckſetzung der bloßen Contemplation und Ascetik ſich einem practiſch thaͤtigen Leben und vor allem dem Landbau widmete, ſo daß jedes ſeiner Mitglieder zugleich Bauer, Oekonom und Geiſt licher fein mußte. Die Oekonomie der Ciſtercienſer auf ihren Vorwerken war daher eine Art Muſterwirthſchaft fuͤr den Land bau des Mittelalters, die Mönche trieben Weinbau, legten laͤnd­liche Fabriken an, zogen Waſſerleitungen, beſchaͤftigten ſich ſogar mit oͤkonomiſchen Experimenten, und oft berief der Adel Ciſter cienſer Mönche, um feine verfallnen Guͤter wieder in Aufnahme zu bringen. Auch Handwerke, zumal die, welche mit dem Land bau im Zuſammenhange ſtehen, befoͤrderten die Ciſtercienſer Kloͤſter und ſelbſt größere Städte verdanken ihnen ihren Urſprung. Ohne dieſe Kloͤſter wuͤrde die Mark dem heutigen Ungarn gleich geblieben ſein, wo deutſches Weſen nur in den Staͤdten herrſchend geworden, das Landvolk noch aſiatiſch iſt). Es iſt der erſte

*) Die vortreffliche Abhandlung, der die obige Stelle entlehnt iſt, ſteht

im Archiv für die Geſchichtskunde des preuß. Staates von v. Ledebur, Band 8, S. 305.