Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
15
Einzelbild herunterladen

großem Nutzen für die Ausbildung und Sicherung der gefelligen Verhaͤltniſſe. Der Clerus war unter den rohen Slaven allein im Beſitz der Kenntniſſe und Erfahrungen, die, wie in der

Kirche, fo im bürgerlichen Leben, zu einem geordneten Geſchaͤfts gange noͤthig ſind. Die Marne und Beichtvater der Fuͤrſten und des Adels wurden unwillkuͤhrlich deren Rathgeber, auch für weltliche Angelegenheiten und ohne daß ſie es geſucht haͤtten, mußten ihnen bald alle Geſchaͤfte zufallen, welche ſpaͤter diejeni

ſchaͤftsgang, aber die Förmlichkeit iſt auch die Grundlage und der Anfang zu wahrer hoͤherer Ordnung. Fuͤr die Organiſation der Volks- und Staͤnde-Verſammlungen, an denen die Praͤlaten,

gen verwalteten, die, wie man ſagt, mit der Feder umzugehen wußten. Sie brachten Foͤrmlichkeit in den bürgerlichen Ge-

und im Dienſte der Fuͤrſten und des Adels auch geringere Geiſt liche theilnahmen, wirkte der Clerus auf gleiche Weiſe, auch mußte ihm, der friedlichen und geheiligten Natur feines Standes gemäß, an der Einfuͤhrung und Handhabung einer ſtrengen Gerechtig keitspflege mehr gelegen ſein, als dem rohen Ritter, der ſein wirkliches oder vermeintes Recht am liebſten mit dem Schwerte vertheidigte. Die Geiſtlichkeit war es, welche die Blutrache und Selbſthuͤlfe durch das Recht der Freiftätte, wonach jeder Verfolgte in der Kirche oder zu den Fuͤßen eines Prieſters, der das Allerheiligſte trug, Sicherheit fand, und durch den Gottes frieden, deſſen Grenzen und Dauer immer mehr ausgedehnt wurden, zu beſchraͤnken ſuchte. Die Biſchoͤfe zogen ferner die Verhandlungen über mancherlei Gegenſtaͤnde vor ihren Richters ſtuhl, die bei ihren jaͤhrlichen Viſitationsreiſen durch ihren Spren gel bei ihnen angebracht werden mußten, aber es betrafen dieſe meiſt ſolche Verbrechen und Vergehungen, fuͤr welche in der da maligen buͤrgerlichen Geſetzgebung keine Beſtimmungen enthalten waren. Endlich war es die Geiſtlichkeit, welche den Schulunter richt, die Armenpflege, die Unterſtuͤtzung der Pilger und armer Reiſender, und andere geſellige Tugenden eines gebildeten Volkes begründete, oder den Keim dazu in die Gemuͤther der Slaven ausſtreute. Zur Zeit der Germaniſation der Mark hatte ſich den veraͤnderten Zeitumſtaͤnden gemaͤß die urſpruͤngliche Beſtimmung der Canoniker etwas geaͤndert, aber ihre Wirkungen waren noch