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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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eingetheilt zur Anhörung der Lectionen(Vorleſungen über ſcho laſtiſche Theologie, die von dem Scholaſticus gehalten wurden), zu Ausarbeitungen und Selbſtſtudien und zur Beihuͤlfe in den vorkommenden Geſchaͤften. Vorzugsweiſe wurde das Studium der lateiniſchen Sprache befördert, und es find in dem Stifts archiv und der Stiftsbibliothek zu Brandenburg noch handſchrift liche Abhandlungen vorhanden, welche beweiſen, daß wenigſtens Einzelne große Fortſchritte in der Latinitaͤt gemacht hatten, ja ſelbſt lateiniſche Verſe finden ſich in Epitaphien und andern Denkmälern daſelbſt, die muſterhaft zu nennen find. Die nuͤtz­liche Wirkſamkeit der Domſtifter wurde auch von den Beſten der Zeit anerkannt, und der Biſchof Anſelm von Havelberg, einer der ausgezeichnetſten Praͤlaten, ſah ſich um das Jahr 1150, als um die Zeit, da das Chriſtenthum auf dem rechten Elbufer dauernd begruͤndet wurde, veranlaßt, dieſelben gegen einen Abt zu vertheidigen, der in einer Schrift behauptet hatte, daß das Leben der Moͤnche erhabener, und uͤberhaupt dem der regulirten Domherrn vorzuziehen ſei. Er ſagt, daß uͤberall die hoͤchſte Auf gabe des Chriſten nicht die ſei, ein blos beſchauliches Leben zu fuͤhren, ſondern vielmehr dahin gehe, thaͤtig wirkend einzugreifen in die Verhaͤltniſſe des Menſchenlebens, ohne ſich deshalb der Contem­plation ganz zu entfremden, wie die Erzvaͤter, Chriſtus ſelbſt und die Apoſtel, der Chriſtenheit hoͤchſte Vorbilder, es gethan. Dies ſer Aufgabe werde aber von dem Clerus weit mehr als von dem Moͤnchsſtande im Allgemeinen entſprochen Y.

Die geiſtlichen Ritterorden, von denen unter der ascaniſchen Dynaſtie vorzugsweiſe die Tempelherren, ſpaͤter die Johanniter ritter in der Mark walteten, hatten nicht weniger Antheil an der Verbreitung chriſtlicher Gedanken und Vorſtellungen. Wie die Kirche uͤberhaupt die Gemuͤther zu etwas Geiſtigem, Unſicht barem erhob, und religisfe Beziehungen in alle Erſcheinungen des Lebens miſchte, ſo wirkten die geiſtlichen Ritterorden auf den Adel, indem fie die rohe, phyſiſche Kraft veredelten und begeiſtig­ten, und der Tapferkeit und Kampfluſt edlerer Gemuͤther ein

*) Allgemeines Archiv für die Geſchichtskunde des Preußiſchen Staats Achter Band, S. 247.

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