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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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Principien den großartigen Kampf zwiſchen der weltlichen und geiſtlichen Macht herbei fuͤhrte, und die hohenſtaufiſchen Kaiſer mit gerechtem Unwillen der angemaaßten Machtvollkommenheit der Paͤbſte entgegenkaͤmpften, mußte die Kirche aus dieſem Kam pfe zwar als Sieger uͤber den Staat hervorgehen, weil ein Staat, der von der paͤpſtlichen Hierarchie in ſeinem organiſchen Leben haͤtte angegriffen werden koͤnnen, noch gar nicht vorhanden war; aber es wurde auch in Folge dieſes Kampfes einerſeits die Entwicklung der Hierarchie an ihr Ziel gefuͤhrt, und andrerſeits da nationale Intereſſe der Völker erweckt und zu ſelbſtſtndiger Ent wicklung hervorgerufen. Den Beweis dafür liefern die Mutter ſprachen, die zuerſt in Italien, bald in Frankreich, ſpaͤter in den uͤbrigen Ländern ſich aus der Knechtſchaft des Dienſtes für das gemeine Leben zu allgemeinerer Geltung im Staate und in der Wiſſenſchaft emporarbeiteten. Damit hatte die urſpruͤngliche und

die hoͤchſte Bedeutung der Hierarchie ihr Ende gefunden und damit traten die Paͤpſte ſeit dem vierzehnten Jahrhundert Fuͤrſten und Völkern als eine ihnen fremde und unrechtmaͤßige Gewalt entgegen. Bis dahin hatten die Anmaßungen der Päpfte etwas Großartiges, jetzt erſchienen ſie widerlich: ihre Sprache und ihre Bilder ſind dunkel und hohl. Folgendermaßen ſchreibt Bonifa cius VIII. 1303 an den roͤmiſchen König Albrecht J, den er fruͤ her nicht hatte beſtaͤtigen wollen, jetzt ihn aber anerkannte, da er ſeines Beiſtandes gegen den Koͤnig von Frankreich bedurfte, mit dem er ſich in einem gefahrvollen Kampfe befand:= Es geſchah, daß die Sonne wieder ſchien, die zuvor in Wolken verborgen war, Maccab. II.(1, 22) Gott machte zwei große Lichter, ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere. Dieſe zwei Lich ter machte Gott, wie es in der Geneſis heißt, nach buchſtaͤbli chen Verſtaͤndniſſe. Doch auch geiſtlich verſtanden, machte er jene zwei Lichter, naͤmlich die Sonne, das iſt die kirchliche Ge walt, und den Mond, das iſt die zeitliche oder kaiſerliche, die Welt zu regieren. Und wie der Mond kein Licht hat, als das von der Sonne empfangene, ſo beſitzt auch keine irdiſche Ge walt irgend etwas, was ſie nicht von der kirchlichen Gewalt empfaͤngt. Allein obwohl dieſes die gewöhnliche Auslegung