Es findet ſich in jener Zeit überhaupt nicht leicht ein Bei ſpiel, daß ein Rechtsſtreit, der zwiſchen dem geiſtlichen und Laien ſtande gefuͤhrt wurde, anders als zum Nachtheil des letzteren entſchieden ward. Eine Kapelle, welche der Biſchof einige Jahre darauf in Wittſtock erbaute, und bei der er vier Meßprieſter an ſtellte, um die Horen darin zu ſingen, ſollte das an der Stadt veruͤbte Unrecht wieder gut machen und ſein Gewiſſen beruhigen. Solche Stiftungen waren damals das gangbare Mittel, um alle Suͤnden und Vergehungen zu ſuͤhnen. Dieſe und andre kriege— riſche Abenteuer dieſes Biſchofs würden in dem Leben eines Ritters ſeiner Zeit keinen unehrenvollen Platz einnehmen, denn das aͤußere Recht war meiſt auf ſeiner Seite, aber auf den Cha rakter eines geiſtlichen Hirten des Volks werfen ſelbſt die kuͤhn ſten Heldenthaten ein nachtheiliges Licht. Mehr indeſſen noch, als ſolche auch wohl von ihrer Mitzeit getadelten Biſchoͤfe lehren diejenigen den damaligen Zuſtand der Kirche und der biſchoͤflichen Lebensweiſe kennen, welche zu den Beſten und Ausgezeichnetſten dieſes Standes gezählt wurden. Ein ſolcher war Johann von Schlabrendorf, Biſchof von Havelberg(4 1520), von dem ge ruͤhmt wird, daß er ein rechter Geiſtlicher geweſen, da er naͤm— lich gern geleſen, die vorgeſchriebenen Horen gehalten, mit ſeinen Domherren einen Vers um den andern ſelbſt gebetet, und die Armen mit Bier und Brod unterſtuͤtzt habe. Nichtsdeſtoweniger hielt dieſer Biſchof, der gewiß ſelbſt die Ueberzeugung hatte, daß er Alles thue, was ſeiner geiſtlichen Wuͤrde gemaͤß ſei, einen glänzenden Hofſtaat und Marſtall, wohnte den kurfuͤrſtlichen Hof feſten und Ritterſpielen bei, und lebte uͤberhaupt wie ein weltli cher Fuͤrſt). Man ſieht hieraus, welche Anſichten damals über den Stand und die Wuͤrde eines Biſchofs die herrſchenden wa— ren, und daß, wenn anderer Orten die vornehmen Praͤlaten, die oft mit mehrern Bisthuͤmern, Probſteien und andern Pfruͤnden bekleidet waren, ſich gar nicht um die Verwaltung ihres Amtes bekuͤmmerten, ſondern ihre kirchlichen Geſchaͤfte von Vicarien be treiben ließen, und indeß ſelbſt in den großen Reſidenzen an den
) Küsteri collectio opusculorum historiam marchicam illu
strantium. Tom. II. XIII. 122.