Höfen der Fuͤrſten und Könige weltlichem Genuſſe und weltlichen Intereſſen lebten, dieſe nur mit etwas größerer Freiheit ſich ihrer Vorrechte zu bedienen glaubten. Was die Eingriffe der maͤrkiſchen Biſchoͤfe in die bürgerlichen Verhaͤltniſſe der Völker und Staaten betrifft, fo ahmten fie darin den Päpften nach. Die weltliche Gerichtsbarkeit wurde nach allen Seiten hin durch die gefuͤrchtete Prieſterſchaft gehemmt und beſchraͤnkt, und dieſe uͤbte auch viel mehr wirkliche Macht aus, als landesfuͤrſtliche oder ſtaͤdtiſche Obrigkei— ten. Der Bann, welcher gegen die Kaiſer und Könige feine Kraft zu verlieren anfing, wurde noch mit Erfolg auf die Unter— thanen der Fuͤrſten angewandt. So verfiel jeder Staͤdter oder Landmann, der ſich den oft ungerechten Forderungen und Be— druͤckungen ſeines Geiſtlichen nicht unterwerfen wollte, oder der ſonſt ein Vergehen gegen die prieſterliche Herrſchaft begangen hatte, in den Bann. Wurde hierdurch der Uebelthaͤter nicht zur Verbeſſerung feines Fehlers bewogen, oder ſtarb er unter geiſtli— chem Fluche, ſo ging der Bann entweder auf die Familie und die Nachkommen des Verſtorbenen uͤber, oder es wurde auch wohl der ganze Ort mit demſelben belegt. Im Jahre 1445 ſuchte Kurfuͤrſt Friedrich II. dem Unweſen zu ſteuern: er ſagt: Schon lange, zu ſeines Vaters und ſeinen Zeiten ſeien des geiſt— lichen Gerichts wegen Beſchwerden wider die Biſchoͤfe und Praͤ— laten von Adel und Staͤdten gefuͤhrt worden. Mit Zuſtimmung der Staͤnde wolle er nun den Zwiſt beilegen. In Folge der Uebereinkunft eines Ausſchuſſes der Stände wurden folgende Beſtimmungen gemacht: Die geiſtlichen Gerichte bleiben in ihren Rechten und Freiheiten: Rechtsſachen von Laien anzunehmen, ſei ihnen erlaubt, doch ſollen ſie auf Antrag an ihre ordentliche Obrigkeit verwieſen werden, jedenfalls aber die Entſcheidung bin— nen 6 Wochen erfolgen: trage die weltliche Obrigkeit auf Abtre— tung des Rechtsſtreites nicht an, ſo koͤnne der Verklagte durch den Bann zur Genugthuung angehalten werden; im Fall der Armuth ſei der Bann nicht zu wiederholen und zu erweitern; nahe ihm der Tod, ehe er ſich dem Rechtsausſpruch gefuͤgt, und ohne daß ſeine Erben die Verpflichtung uͤbernommen, ſo ſolle der Pfarrer ihn doch vom Bann loͤſen und ihn auf den Kirchhof be ſtatten; wenn Jemand muthwillig in dem Bann bleibe, und nicht
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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Seite
31
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