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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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ſolche Anforderungen, fo behagte zu Haufe die beſchraͤnkte Le; bensweiſe auch nicht. Die Domſtifter zu Brandenburg und Has velberg gehörten zum Prämonſtratenſerorden und ſtanden im Ver kehr mit den auswaͤrtigen Mitgliedern dieſes Ordens. Aus einem Briefe des Abts Gervaſius in Frankreich, der durch dieſe Ver bindung veranlaßt wurde, erſieht man, wie Ueppigkeit und Wo hl leben in den maͤrkiſchen Kloͤſtern Platz gegriffen hatte. Es heißt darin, daß der Genuß des Fleiſches und der Gebrauch ſtattlicher Kleider den Bruͤdern zugeſtanden werden muͤſſe, weil ſie ſonſt in Verzweiflung gerathen, und zu ihrer Seelen Verderben ſich allem Gehorſam entziehen koͤnnten. Auch nach Auszeichnung in Titeln ſtrebten ſie, und ihre Proͤbſte und Dechanten fingen z. B. an, ſich gleich Biſchoͤfen und weltlichen Fuͤrſtenvon Gottes Gnaden zu ſchreiben. Mehr indeß noch, als Reichthum und Ueberfluß ſcheint Ungluͤck und Armuth nachtheilig auf ſie gewirkt zu haben. Als mit der Beſitznahme der Mark durch die baierſchen Fuͤrſten zahlloſe Drangſale uͤber unſer Vaterland hereinbrachen, litten auch die Domſtifter ſo ſehr bei dieſem allgemeinen Ungluͤck, daß eine Urkunde vom Jahre 1325 die dringende Bitte des Probſtes und des Kapitels zu Brandenburg an das Stift zu Riga enthaͤlt, ihren Mitbruder Nic. Clyzke, ruͤckſichtlich ihrer großen Duͤrftig keit auf ein oder ein paar Jahre in ihre Mitte aufzunehmen). Seit dieſer Zeit naͤmlich zeigt ſich wachſende Ungebundenheit in allen Verhaͤltniſſen der Domſtifter. Fuͤr die anſtrengenden Amts: arbeiten nahmen ſie Stellvertreter und beſchaͤftigten ſich dagegen mit einer oft ſehr ſelbſtſuͤchtigen Oppoſition gegen ihre Biſchoͤfe. Von dem Regelzwange ſuchten ſie ſich frei zu machen, was ihnen aber lange nicht gelang. Im Jahre 1440 hatten ſie den Kur fuͤrſten Friedrich II. ſo fuͤr ſich gewonnen, daß er bei dem Papſte Eugenius die Erlaubniß für fie auswirkte, aus dem Stande re gulirter in den weltlicher Domherrn uͤberzugehn. Dennoch unter: blieb die Saͤculariſation auch diesmal, weil der damalige Biſchof walde 8, Markau 6, und Schmerzke 2 Fruſta, nach unſerm Gelde 40 8 Rthlr., zahlen. ) Es heißt: Quod ipsi depauperati, desolati et extenuati proh

dolor! cultum divinum respieere simulque commanere nequimus

sed vitae necessaria hine inde dolenter quaerere compellimur. i