ſcholaſtiſche Theologie uͤppiger wucherte, als in der Mark, gab es auch gelehrte Prediger; aber dieſe e Gelehrſamkeit war der Gemeinde ebenſo unerſprießlich, wie hier die Unwiſſenheit. Das ganze Streben des ſcholaſtiſchen Redners ging dahin, ſeiner Zu— hoͤrerſchaft eine große Meinung von ſeinen Kenntniſſen und ſei— nem Scharfſinn beizubringen. Spitzfindige Eroͤrterungen und Begruͤndung der unbefleckten Empfaͤngniß der Jungfrau Maria und aͤhnliche Glaubensartikel wurden mit prunkender und uner— quicklicher Gelehrſamkeit und großentheils in barbariſchlateiniſcher Sprache vorgetragen J. Deutſche Kirchenlieder, welche einiger— maßen den Mangel einer geiſtvoll erbaulichen Predigt hatten erſetzen koͤnnen, gab es faſt noch gar nicht und ſo blieb eben der Gottesdienſt auf die äußere Beobachtung des Ceremoniells be— ſchraͤnkt. Als Grund, wie anderſeits auch als Folge dieſer Oede und Leerheit im Kirchenthum iſt der traurige Zuſtand zu betrach— ten, in welchem ſich die Schulen befanden. Dieſe waren an— faͤnglich faſt ausſchließlich in den Händen der Ortsgeiſtlichen, ſpaͤ ter der Bettelmoͤnche, welche, ſelbſt allmaͤhlig in Unwiſſenheit und ſinnliches Treiben verſinkend, auch ihre Schuͤler nur in die ſer Weiſe anleiten und bilden konnten. Statt einer freien lebendi— gen Rede, wozu das mangelnde wiſſenſchaftliche Intereſſe die Faͤhigkeit verſagte, bediente man ſich des mechaniſchen Vortrags aus uͤberkommenen ſchlechten Handbuͤchern, welche von den beſten Schuͤlern, die wieder Lehrer werden wollten, fuͤr ſich und ihre Vorgeſetzten moͤglichſt oft abgeſchrieben und auswendig gelernt wurden. Auf ein richtiges Verſtaͤndniß deſſen, was vorgetragen ward, wurde nicht geſehen und alle Gelehrſamkeit beſtand in den aer. gelernten ſchwer und unverſtaͤndlich abgefaßten Regeln und Beiſpielen. In den niedern Volksſchulen aber wurde der Unterricht im Schreiben von den Moͤnchen moͤglichſt ver— kuͤrzt oder gar nicht geſtattet, weil ſie fuͤrchteten, durch die groͤ— ßere Verbreitung der Schreibekunſt in dem reichlichen Einkom— men, das ſie vor der Erfindung der Buchdruckerkunſt aus dem Abſchreiben der Buͤcher zogen, beſchraͤnkt zu werden, und in der Regel mußte die ſtaͤdtiſche Obrigkeit ſich erſt durch beſondre Ver:
*) Vergl. Abr. Sculteti annales ecel. I, 15