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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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träge mit der Geiſtlichkeit das Recht erwerben, Schreibſchulen für die Buͤrgerkinder zu errichten. So entſtanden die Stadt: ſchulen, deren Lehrer nun nicht mehr die Ortsgeiſtlichen waren. Umherſchweifende Mönche und Studenten wurden vielmehr von der Stadt und dem Pfarrer in Lohn genommen, doch in der Regel nur auf ein Jahr angeſtellt; ſo bildete ſich eine Art von Schullehrerſtand, der ſich durch die Sitte der Zeit und das wan dernde Leben beguͤnſtigt, zu einer zunftmaͤßigen Genoſſenſchaft ent wickelte. Die Lehrer hießen Schul: oder Kindermeiſter, oder ſchlecht hin Meiſter, und die Huͤlfslehrer Geſellen. Beide waren dem Pfar rer untergeben, und mußten demſelben als Schreiber und Kirchen: diener zur Hand gehen. Die größeren Schüler, welche oft drei ßig und mehrere Jahre alt waren, folgten dem Beiſpiel ihrer Vorgeſetzten und wanderten Häufig aus einer Schule und Stadt in die andre, und hießen dann fahrende Schuͤler. Sie nahmen gewöhnlich jüngere Schüler mit ſich, die ihnen die niedrigſten Dienſte leiſten, und wenn es ihnen an Unterhaltung fehlte, fuͤr fie betteln, oder wie fie es hießen, ſchießen mußten, weshalb dies ſelben Schuͤtzen oder A⸗B-⸗C-Schuͤtzen genannt wurden. Dieſe fahrenden Scholaren, denen es als angehenden Studenten er laubt war, einen Degen zu tragen, trieben aber auch allerhand Unfug, erregten Schlaͤgereien und Tumulte und machten ſelbſt die Straßen unſicher. Am gewoͤhnlichſten ſuchten ſie ihren Un terhalt vom Volk durch allerhand Poſſen, Taſchenſpielerkuͤnſte, Mummereien, Declamationen u. dergl. zu erlangen. Verweilten ſie in einer Schule des Unterrichts halber, ſo fanden ſie in den Schulſtuben, in den Vorhallen der Kirchen und auf den Kirch hoͤfen ein Obdach. Doch dauerte ſolcher Aufenthalt wegen der Exceſſe, die fie begingen, gewöhnlich nicht lange, beſonders nicht, wenn mehrere Schulen an einem Orte waren, die ſich gegen einander aufreizten und nach der Weiſe des Fauſtrechts in oft blutige Kämpfe verwickelten. Die Lehrer ſannen nur darauf, ihr Einkommen zu vermehren und ſich gute Mahlzeiten zu verſchaf fen. Deshalb brachten ſie die meiſte Zeit in den Lehrſtunden mit der Einuͤbung von Schauſpielen und Aufzuͤgen hin, ließen ſich bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern großen Gaſtgeboten, die nach damaliger Sitte immer auf dem Rathhauſe gehalten