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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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Betreff der märkifchen Kloͤſter iſt noch zu bemerken, wie auch ſchon aus den angeführten Namen zu erſehen iſt, daß mehrere von ihnen und ſowohl Stadt⸗ als Feldkloͤſter außerhalb der Gren­zen der Mark lagen. Sie ſtanden entweder unter der Oberherr­ſchaft der Markgrafen von Brandenburg, oder waren von den­ſelben geſtiftet oder reichlich beſchenkt, koͤnnen aber, wenn haupt ſachlich von dem Einfluß der Kloͤſter auf die Landesbewohner ge ſprochen wird, wenigſtens in dieſer Beziehung nicht zu den maͤr kiſchen Kloͤſtern gerechnet werden. Die Zahl aller Moͤnchs und Nonnenkloͤſter, welche wirklich in der Mark lagen, wird ſich daher etwa auf achtzig belaufen, in denen ſich zweitauſend Mitglieder befunden haben mögen, Den Kloſterconvent auf zwanzig Per ſonen berechnet, gibt die Anzahl von ſechzehnhundert: allein in vielen Kloͤſtern, beſonders den weiblichen, belief ſich die Zahl der Bruͤder und Schweſtern weit hoͤher. So waren z. B. in den altmaͤrkiſchen Frauenkloöͤſtern Creveſe 80, Arendſee 70, Diesdorf 60 und Neuendorf 58 Nonnen, in dem Franziskaner Mönchs­kloſter zu Salzwedel(1514) 28 Bruͤder und das graue oder Franziskanerkloſter in Berlin war auf 56 Moͤnche berechnet, deren Sitze noch jetzt in der Kloſterkirche vorhanden ſind. Cramer in ſeiner Pommerſchen Kirchenchronik B. 2, S. 36 zahlt ſogar auf jedes Franziskanerkloſter hundert Moͤnche, indem er auf 1500 Kloͤſter 60000 Initiaten und 90000 Minoriten angibt, was aber jedenfalls, wenigſtens für die Zeit der Reformation eine uͤbertrie­bene Annahme iſt. Dennoch behaupten aͤltere Geſchichtſchreiber, daß die Haͤlfte alles Grundeigenthums in der Mark derGeift- lichkeit zugehoͤrt habe. Es mag dies immerhin ſein, wenn man die reichen Beſitzungen der Biſchoͤfe, Domſtifter, Kirchen, Kapel­len, Hospitaͤler, Kloͤſter, Ritterorden, geiſtlichen Bruͤderſchaften, Kalansherrn, Beguinen u. ſ. w. zuſammennimmt; allein ob dem Lande und dem Landesherrn daraus großer Nachtheil erwachſen iſt, wie dies bisher allgemein behauptet worden, das wäre eine weitere Frage. Abgeſehen davon, daß die Guͤter der Kloͤſter und des uͤbrigen Clerus keineswegs von allen Staatslaſten befreit was ren, ja daß die Fuͤrſten an ſie bei dringenden Fällen ſogar groͤ­ßere Anforderungen machten, als an die Guͤter des Adels, ſo waren es auch die kirchlichen Inſtitute, welche allen Reiſenden