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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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Seite
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innern, daß, wie der Schwan ſeinen Tod vorherwiſſe und be klage, ſo auch Chriſtus ſeinen Hingang zum Vater vorher ver kuͤndigt habe, damit ſie ſich deſſelben getroͤſten und ihres eignen Todes eingedenk und ohne Furcht fein möchten. Mit den einge: grabenen Worten aberGegruͤßet ſeiſt du, der Welt Frau ſoll ten fie die Jungfrau Maria täglich anrufen, weil fie zu einem getroſten und ſeligen Ende vieles beitragen koͤnne. Das weiße Linnentuch endlich ſollte ihnen die je unſtrůft ichkeit, Reinigkeit und Heiligkeit des Wandels zu betrachten geben, deſſen ſie ſich nach den zehn Geboten, auf welche die Franzen deuteten, befleißigen mußten. Die vorzuͤglichſten Verpflichtungen der Ordensbruͤder waren folgende: Die Jungfrau Maria täglich in einem eignen Gebete zu verehren, die jährlichen Marienfeſte ſtrenge zu feiern, ein ehrſames und frommes Leben zu fuͤhren, uͤber die Verhand lungen der Geſellſchaft Verſchwiegenheit zu beobachten, vor dem Abſterben ihre Familie zu verpflichten, entweder die Ordensin­ſignien zurückzugeben, oder für den Fall, daß ein anderes Fami lienglied die erledigte Ordensſtelle einnehmen wolle, eine Mark feines Silber(14 Thaler) dafuͤr zu erlegen, den Todestag anzu zeigen und das Wappen zu uͤberſenden, damit dieſes zum Ans denken ſammt dem Ordenszeichen abgebildet, und mit beigefuͤgter Zeit des Abſterbens in der Liebenfrauen-Capelle aufgehängt wer den koͤnne; die Gedaͤchtnißfeier des verſtorbenen Mitglieds ge buͤhrend zu begehen, für Probſt und Capitel des Praͤmonſtraten ſerordens auf dem Marienberge fleißig zu beten, wie dieſer ſei­nerſeits ein Gleiches zu thun und den Schwanenorden aller ſeiner guten Werke durch Beten Faſten und Kaſteien im Le: ben und Tode theilhaftig zu machen, verſprochen haͤtte. Das Gebot, auf Ehre zu halten, war aber unter allen Forderungen, die an den Schwanenritter gemacht wurden, die hauptſaͤchlichſte, und wiederholt ſich faſt bei jedem einzelnen Artikel der Ordens; ſtatuten. Außer dem oͤffentlichen Anſehen, welches die Mitglie der dieſes Ordens genoſſen, hatten ſie noch die beſondern Vor theile, daß der ganze Orden ſich jedes verleumdeten oder ſonſt angetaſteten Mitgliedes annahm und daß der Kurfuͤrſt den Ver armten und Duͤrftigen den noͤthigen Unterhalt zukommen ließ. Auch war es fuͤr die damalige Zeit eine große Verguͤnſtigung,