Feier des Frohnleichnamsfeſtes durch Prozeſſionen. Jedem Mit gliede dieſer Bruͤderſchaft, das an den Hauptfeſten der Meſſe und den uͤbrigen heiligen Handlungen beiwohnen wuͤrde, war von dem Papſt ein 300 taͤgiger Ablaß zugeſtanden worden. Die Meiſter und Bruͤder dieſes Ordens in Berlin und Coͤln wußten ihre geiſtlichen Gerechtſame noch zu erweitern. Sie wandten ſich an den Biſchof Joachim von Brandenburg und dieſer er theilte ihnen einen Ablaßbrief, welchem zufolge jedem, der aus Liebe zu dem Leiden und Sterben Chriſti jeder Prozeſſion von einer Kirche zur andern beiwohnen und dabei fuͤnf Avemaria und Vaterunſer beten, oder auch nur beten laſſen wuͤrde, ein Erlaß ſeiner Suͤnden auf 40 Tage von jeder der 7 Kirchen Ber— lins und Coͤlns bewilligt wurde. Die Prozeſſion nahm ihren Anfang bei der Nicolaikirche, die damals fuͤr die Kathedrale Ber— lins gehalten wurde, ging dann uͤber den Muͤhlendamm nach der Petrikirche in Cöln, von da nach dem ſchwarzen oder Do— minikanerkloſter auf dem Schloßplatze, von da nach der Erasmus— kapelle auf dem kurfuͤrſtlichen Schloſſe, von da nach der Kirche des heiligen Geiſts-Hospitals am Ende der Spandauer Straße, von dieſer nach der Frauen- oder Marienkirche beim neuen Markt, dann nach dem grauen oder Franziskanerkloſter und von dort nach der Nicolaikirche zurück).
Der letzte Verein dieſer Art, die St. Wolfgangs⸗Geſellſchaft, oder die Commende zu St. Nicolai in Berlin, wurde 1476 ge— gruͤndet, 1478 vom Biſchof Arnold von Brandenburg als eine Bruͤderſchaft anerkannt und am erſten Pfingſttage 1482 von dem Kurfuͤrſten Johann Cicero mit Statuten verſehen und urkundlich beſtaͤtigt. Dieſer Tag wird daher gewoͤhnlich als der eigentliche Stiftungstag erwähnt, Der Markgraf hat ihn auch um fo feier licher gemacht, da er ſeinen neugebornen Sohn an dieſem Tage taufen und ihm den Namen Wolfgang beilegen ließ. Die neue Bruͤderſchaft hatte ihre eignen Prieſter, ihren Altar in der Ni— colaikirche, beſtimmte Einkuͤnfte, und ſie wuͤrde wie die uͤbrigen Orden auch zur Erwerbung liegender Gruͤnde und zu größerer
3) Die Urkunde ſteht vollſtändig Collectionum memorabilium Be
rolinensium Decas IV. von Schmidt, S. 10.