hoͤrt die Marienkirche auf dem Harlungerberge bei Brandenburg. Dieſe von Kaiſer Heinrich J. erbaute Kirche wurde von den Heid: niſchen Slaven abwechſelnd mit den Chriſten zweihundert Jahre beſeſſen. Bei dieſem Wechſel, der ſtets durch Krieg und Ueber— fall veranlaßt wurde, verloren oͤfters die chriſtlichen Prieſter und Kämpfer auf grauſame Weiſe das Leben, und wurden dann ſelbſt als Märtyrer und ihre Grabſtätten als geheiligte Plaͤtze betrach tet. Spaͤter trug auch der Umſtand, daß die Kirche der Jung— frau Maria geweiht war, zu ihrer Aufnahme und zu ihrem Rufe bei. Denn ſeit dem vierzehnten Jahrhundert nahm die Vereh— rung und Anbetung der Mutter Gottes ſo ſehr zu, daß jeder Prieſter ſie in einer eignen Gebetsformel am Anfang ſeiner Pre— digt anrief und eine Reihe von eignen Marienfeſten geſtiftet wurde.— Wo geſchichtliche Momente der Stiftung von Wall— fahrtsortern nicht zu Huͤlfe kamen, mußten berühmte Namen, wie der des heiligen Grabes von Jeruſalem u. dergl. aushelfen. Mit den Pilgerfahrten nach Jeruſalem war ſeit den Kreuzzuͤgen ein faſt unbedingter paͤpſtlicher Erlaß aller Kirchenbußen verbun— den geweſen, und da we e. in der ſpaͤtern Zeit vielfacher Um— ſtaͤnde wegen nicht Viele mehr dieſe weite Reife unternehmen konnten, ſo entſtanden bald mehrere Jeruſalems innerhalb der Mark. So wurde bei Koͤnigsberg in der Neumark ein heiliges Grab, das kleine Jeruſalem, bekannt und beruͤhmt, und zu Per— leberg wurde ſogar noch 1505 eine Kapelle des heiligen Kreuzes zu Jeruſalem gebaut und mit Ablaßbriefen verſehen). Des ruͤhmter noch ſcheint unmittelbar vor der Reformation das hei— lige Grab geweſen zu ſein, welches von einem aus Palaͤſtina zu— ruͤckgekehrten reichen Buͤrger in Berlin getreu nach dem Muſter des heiligen Grabes zu Jeruſalem an dem Orte eingerichtet wurde, wo noch heute die Jeruſalemer Kirche in Berlin ſteht. Der Bauplatz wurde deshalb von dem Pilger an dieſem Orte gewaͤhlt, weil er gerade ſo viel Schritte von ſeinem Wohnhauſe entfernt war, wie die Schaͤdelſtaͤtte von dem Thore entfernt iſt, durch welches man aus Jeruſalem nach Golgatha geht. Fünf
*) Kehrbergs Hiſtoriſcher Abriß der Stadt Königsberg in der Neu mark. Berlin 1724. 1. S. 204. Beckmanns Beſchreibung der Mark. II V. 2, 44.