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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
62
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Biſchoͤfe verſahen die Kapelle mit Ablaßbriefen Zu andern Wallfahrtsplaͤtzen gab die Lehre von der Brodverwandlung den Anlaß. Die Hoſtie, hieß es, ſei das wirkliche Fleiſch und Blut Erlöͤſers und daher ſtroͤme aus ihr bei Verletzungen ebenſo wohl Blut, wie aus einem lebendigen Körper. Aus Belitz wurde mit Ruͤckſicht auf dieſe Lehre die Erzaͤhlung folgender Begeben heit verbreitet. Eine Magd verbarg die Hoſtie, die ſie beim Abendmahl empfangen hatte, und verkaufte ſie einigen Juden, die ihr Geſpoͤtt damit treiben wollten. Sie verhoͤhnten ſie und ſtachen hinein, worauf ſogleich Blut herausfloß. Daruͤber von Furcht ergriffen, brachten ſie der Magd die Hoſtie zuruͤck, und e. verbirgt ſie, in ein leinenes Tuch gehuͤllt, unter dem Dache des Hauſes. Allein Abends erhellen viele Lichter dieſen Ort: die 6 em m aufmerkſam, zeigen es dem Hausbeſitzer an, man findet das wunderbare Heiligthum und bringt es in feierlicher Prozeſſion nach einem geweihten Orte in die Kirche(1247). Spaͤter 1370 wurde zu deſſen ausſchließlicher Verehrung und Anbetung eine eigne Kapelle erbaut und großer Ablaß wurde dem frommen Pilger, beſonders wenn er reiche Gaben ſpendete, an dem Wunderorte zu Theil). Die Juden wurden verbrannt, die blutige Hoſtie mit ihrer leinenen Umhuͤllung wurde in Kry ſtall gefaßt, an gewiſſen großen Feſttagen des Jahres umherge tragen und faſt drei Jahrhunderte hindurch von den Bewohnern der Umgegend eifrig beſucht. Der erſte evangeliſche Geiſtliche des Orts, Caspar Voldenſcherer, eroͤffnete mit Zuziehung des Raths der Stadt(1529) die Kapelle und den Kryſtall, und fand darin nichts als ein zuſammengewickeltes leinenes Tuͤchlein, worin einige dunkle Blutflecken waren). In Zehdenick vergrub ein Weib eine geweihte Hoſtie in ihren Keller, um dadurch die Ver groͤßerung ihres Gewerbes zu befoͤrdern. Bald aber des began genen Frevels wegen beunruhigt, beichtete ſie es dem Prieſter und bekannte ihr Vergehen dem ganzen Volke. Unter großen Feierlichkeiten wollte man die Hoſtie wieder ausgraben und nach

*) Küſters Altes und Neues Berlin J. 632. **) Angelus Brandenburgiſche Chronik S. 101 u. 276. ***) Sebaldi bre viarium historicum. p. 616.