Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
74
Einzelbild herunterladen

eine Holztafel eingelaſſen war, die nun auf Reiſen mitgenom men werden durfte, da der Stein ja auf ſeiner Stelle, d. h. in der hoͤlzernen Umkleidung, unverruͤckt blieb). In die Mart ſchickte er einen Profeſſor und Doctor der Theologie von Erfurt, einen regulirten Canoniker Auguſtinerordens, Johann Zenſer aus der Pfalz**), einen ſehr gelehrten Mann und vielleicht den red lichſt geſinnten Prediger, der jemals Ablaß fuͤr Geld feil geboten hat. Es ſind noch eine Anzahl Predigten und Aufſätze von ihm vorhanden, die er bei dieſer Gelegenheit niedergeſchrieben und gehalten hat. Er hat ſie mehrmals, theils lateiniſch, theils deutſch, unter dem Namen Coeliſodina, oder himmliſche Fundgrube drucken laſſen, und es ſind beſonders unter den deutſchen Pre­digten ſolche, in denen kein Wort vom Werthe der Ablaßbriefe vorkommt, ja es findet ſich in dem ganzen Buche das Wort Ablaß nur ein einziges Mal. Als Probe theile ich eine Stelle aus der Predigt über Joh. 19, 25 27 mit,(Weib, ſiehe, das iſt dein Sohn, und ſiehe, das iſt deine Mutter):die ſechſte Urſache, warumb der Herr wollte ſein muter ſankt Johanns be velhen, iſt umb einſetzung willen eyner waren muterſchaft oder kintſchaft welche entſtand durch die gnad, nicht durch die natur oder durch weltliche außerwelung, ſondern vermittels der geyſtli­chen gnade. Alſo ward ſant Johanes der ergeboren geyſtlicher Söͤne der muter gottes und alle chriſtenmenſchen ſeyend die geyſt liche Kinder. Darum ſpricht ſant Bernhard: O lieben bruͤder und ſchweſtern, laſſet uns ſeyn juͤnger des herren, die do bei dem Kreuze ſteen, die Iheſus lieb hat, uff das unſer yzlicher hören mög das ſuͤße Wort: Sih das iſt dein muter. O wie ein angenem wort: Iſt maria dein muter, So iſt Iheſus dein bruder, So iſt ſein vater auch dein vater, Iſt ſein Vater auch

*) Beckmann Hiſtorie von Anhalt VI. 11.

**) Er ſelbſt nennt ſich nur Johannes de Pfalz: Sinnhold, ſein Biograph, gibt ihm den Familiennamen Zenſer und ſcheint denſelben der Univerſitätsmatrikel entlehnt zu haben. Dreihaupt dagegen in der Beſchrei bung des Saaltreiſes J. 704 nennt ihn Gethink und hatte vielleicht hand­ſchriftliche Nachrichten des Kloſters zum neuen Werk bei Halle, zu deſſen Probſt Johann v. Pfalz 1504 erwählt ward. Dennoch ſcheint Sinnhold mehr Glauben zu verdienen.