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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
77
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Cardinal nach dem maͤrkiſchen Städtchen Liezke, in deſſen Klo ſter er ſich 2 Tage aufhielt). Die Ablaßbriefe dieſes Legaten, von denen noch eine große Anzahl vorhanden iſt, zeugen von der Ausdehnung, welche der Ablaßhandel in den letzten Jahrzehnten des funfzehnten Jahrh. genommen hat. Er ertheilte durchaus den ſogenannten Jubelablaß, der ſonſt nur in Rom ſelbſt erhal ten werden konnte. Er vergab jedem ſeine Suͤnden mit alleiniger Ausnahme deſſen, der das Ablaßwerk verhinderte), er erwähnt ausdrücklich, daß den verſtorbenen Verwandten der erkaufte Ab laß zu Gute kommen ſolle**): er verkaufte auch den Kirchen ewi gen Ablaß, und Privatperſonen ungewöhnliche, den Kirchenſatzun­gen entgegenlaufende Freiheiten.

Im Jahre 1504 ertheilte Papſt Julius II. dem deutſchen Ritterorden in Liefland die Erlaubniß, Ablaß zum Behuf eines Krieges wider die Ruſſen verkaufen zu laſſen. Commiſſare die: ſes ſ. g. Moscowitiſchen Ablaſſes waren der nachher bei der Ne: formation ſo bekannt gewordene Johann Tetzel und Dr. Chriſtian Baumhauer. Beide Ablaßverkaͤufer betrieben ihr Geſchaͤft von 1507 1509 in der Mark und den umliegenden Provinzen*). Zu derſelben Zeit wurde auch der Verkauf von Eier-, Milch,

bung, die vermuthlich von einem Augenzeugen in ein Präbendenbuch einge ſchrieben worden, abgedruckt iſt, wird der Legat doctor sacrae theologiae genannt, da er ſich in feinen Ablaßbriefen(Löſchers Reformationsakten 1, 364) doch nur professor sacrae theologiae in ecelesia Xanctonensi nennt. In Beckmann ſind auch ſehr detaillirte Nachrichten von Augenzeu­gen über den Ablaßverkauf in Zerbſt mitgetheilt.

*) Beckmanns Hiſtorie von Anhalt 2, 14.

**) Beckm. H. von Anhalt 6, 15. nisi qui hoc factum indul­,. impedivit. Löſchers Reformationsalten J. 366.

***) Unſchuldige Nachrichten 1713, p. 1047 parentes et bene­ defunetos in spiritualibus bonis partieipes ſieri.

****) Vergl. Tetzels Leben von Vogel. Seckendorfs Geſch. des Luther thums S. 44. und Löſchers Reformationsakten 1, 357. Aus Vogels weit­ſchweiſigem Buche kann die Seitenzahl nicht angegeben 1 werden, weil die hier zuſammengedrängten Angaben an ſehr verſchiedenen Orten des Buches vor kommen: doch erleichtert ein Inder, obwohl er ebenſo weitſchweifig iſt, als das Buch ſelbſt, das Nachſchlagen. Daſelbſt findet ſich auch die Nichtiden­tität der Ablaßhändler Baumhauer und Baumgärtner nachgewieſen.