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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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und Butterbriefen immer häufiger, Sie waren auch Ablaßbriefe, bezogen ſich aber blos auf die Freiheit, während der Faſtenzeit und an andern Feſt- und Faſttagen des Jahres Eier, Milch und Butter zu eſſen.

Seit dem Jahre 1513 iſt von Papſt Julius II. und darauf von Leo X. ein neuer Ablaß zum Behuf des Baues der Pe terskirche in Rom ausgeſchrieben und ſind als Commiſſare deſſel ben nach den Gegenden der Elbe und Oder Angelo Arzimboldo aus Mailand*) und Johann Tetzel gekommen. Der letztere war zwar Untercommiſſarius Arzimboldos, aber er war zugleich als ſelbſtſtaͤndiger apoſtoliſcher Nuntius mit dem Ablaßgeſchaͤft vom Papſt beauftragt.). Arzimboldo ſoll aus den nordiſchen Reichen innerhalb 5 Jahren die Summe von einer Million Du katen fuͤr ertheilten Ablaß zuſammengebracht haben, und dennoch von Bernhard Samſon, Barfuͤßer Guardian aus Mailand, über; troffen worden ſein, da ſich derſelbe geruͤhmt habe, von einem einzigen Zuge in der Schweiz 120,000 Dukaten nach Rom ges zahlt zu haben. Dieſe Summen erſcheinen ruͤckſichtlich jener geldarmen Zeit übertrieben, doch ſieht man daraus jedenfalls, daß ſie ſehr groß waren. Ein glaubwuͤrdiger Zeitgenoſſe ſagt, daß allein Augsburg eine Ausbeute von 20,000 Dukaten ge währte*).

*) Er nennt ſich in ſeinen Ablaßbriefen: Johannes Angelus Ar­cimboldus, Juris utrius que doctor, praepositus de Anisate, Pro­tonotarius et Referendarius Apostolieus; Löſchers Reformations­alten J. 375.

**) Tetzels Leben von Vogel.

***) Leuting. op. Tom I. p. 31. Guam fruetuosus autem hie questus fuerit, una Augusta docere potest, quae viginti aureo­rum millia hoc nomine contulit. Zur Beurtheilung des damaligen Geldwerthes ſtehe hier aus Möhſens Geſch. der Wiſſenſchaften 2. Theil, S. 461. Folgendes: 1507 koſtete der Wiſpel Roggen 33 Groſchen 9 Pfen­nige ein Scheffel Hafer 12 Pfennige, die Tonne Wein 30 Groſchen, ein Pfund Wachs 4 märkiſche Groſchen, die Tonne Bier 12 Groſchen. 1512 wurde zu Gardelegen in der Altmark die Tonne Bier mit 15 Groſchen, das Fuder Holz mit 23 Pfen., der Scheffel Roggen mit 20 Pfennigen, das Mandel Eier mit 3 Pfennigen, 3 Scheffel Mehl mit 20 Groſchen be­zahlt. Der kurfürſtliche Leibarzt Guthenberg erhielt ein jährliches Gehalt von 40 Gulden.