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ehrt, fo iſt er dem Aberglauben ganzlich verfallen. Es iſt Nacht in ihm, das Licht des Geiſtes iſt verloͤſcht, feine Freiheit iſt ihm genommen und er iſt ein Knecht geworden fremder außerlicher Gewalten, die mit angemaßter Machtvollkommenheit uͤber ſeine hoͤchſten und heiligſten Intereſſen verfügen, Dies war der vor herrſchende Zuſtand im funfzehnten Jahrhundert. Tiefe, tiefe Nacht ruhte uͤber der Chriſtenheit, das Licht des Geiſtes war verloſchen und der Papſt und ſeine Prieſterkaſte, blinde Blindenleiter, verkauften das Heil der Seelen um Geld. Neben dieſem Element erhob ſich ein anderes, der Unglaube. Er iſt ein gleich— zeitiges Produkt des Aberglaubens. Wenn der lebendige Glaube aus dem kirchlichen Leben entweicht, und ſtatt ſeiner der Aberglaube herrſchend wird, ſo wenden ſich die vorzugsweiſe befaͤhig ten Geiſter unter den Menſchen zum Unglauben, d. h. ſie fan gen an der Wahrheit und Goͤttlichkeit der Religion zu zweifeln an, welche ihnen in ſo duͤrftiger menſchlicher Geſtalt dargeboten wird. Geiſtige Regſamkeit und Freiheitsliebe geſtatten ihnen nicht, ſich als todte Glieder einem todten Kirchenthume anzu— ſchließen, und ſo ſuchen ſie durch Verſtandesbildung und wiſſenſchaftliche Erkenntniſſe ſich einen Zuſtand zu ſchaffen, der ihnen größere Selbſtſtaͤndigkeit und Freiheit darbietet, als jener des Aberglaubens. Sie zuͤnden ſtatt des erloſchenen göttlichen Lichtes ein irdiſches an, das Licht des Verſtandes. Soll ein Urtheil daruͤber gefällt werden, ob der Aberglaube oder der Unglaube vorzuziehen ſei, ſo muͤßte daſſelbe nothwendig zu Gunſten des letztern ausfallen. Der Unglaube ſteht ſeinem Urſprunge nach zwar dem wahren Glauben entfernter, aber conſequent durchgefuͤhrt, fuͤhrt er ſchneller und ſicherer zu der Einſicht, daß der Menſch in dieſem Zuſtande keine Seligkeit finden koͤnne, und daß ein anderes, ein wahrhaft geiſtiges Leben moͤglich ſei. Er macht das Gebaͤude des Aberglaubens mit den ihm zu Gebote ſtehenden Waffen des Scharfſinns und Witzes in allen ſeinen einzelnen Theilen wankend, und ſchafft ſo die Kriſis, in der, wie durch einen Zauberſchlag, das lange verhuͤllt geweſene Licht des Geiſtes und Glaubens ploͤtzlich hervortritt. Der Uebertritt vom Unglauben zum Glauben iſt Ein Moment. Wer redlich und wahrhaft unglaͤubig iſt, fuͤr den bedarf es nur des Rufes Got