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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
93
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Allein die Kriegs Unruhe, die überhäuften Geſchaͤfte, die kraͤnk liche Leibesbeſchaffenheit und der mich ſo fruͤhzeitig uͤberfallende Tod haben mich an deſſen Erfuͤllung verhindert. Jetzt habe ich meiner Mark den Frieden zuwegegebracht, und Ihr werdet die bequemlichſte Gelegenheit haben, dieſen meinen letzten Willen mit allernaͤchſtem zu vollſtrecken. Ihr werdet hierdurch Gottes und Eure eigne Ehre befoͤrdern, und Euerm Lande großen Nu tzen verſchaffen. Vergeſſet dieſes ja nicht, mein Prinz! es iſt ein kayſerlicher Befehl, und ward im juͤngſtverwichenen Reichs­ſchluſſe den Churfuͤrſten angerathen, in ihren Landen Univerſitaͤ ten aufzurichten. Die hierzu noͤthigen Geldesmittel habe ich bes reits zuſammengebracht, und uͤbergebe Euch ſolche in meinem Teſtamente; bitte Euch aber zugleich herzlich, daß Ihr ſolche zu keinem andern Anſchlage verwenden, oder dieſen letzten Willen aͤndern wollet.

Liebſter Prinz! nun werde ich verſammelt zu meinen Va- tern. Lebet ihr gluͤckſelig und regieret wohl. Dann werden Euch die Frommen lieben und die Boͤſen fürchten. Ihr werdet von den Eurigen geehrt, von Fremden gelobt, und, wenn Ihr dieſe meine Vatertreue wohl zu Herzen nehmet, von Jedermann hochgeſchaͤtzet werden).

Wie Joachim I. dieſe Lehren feines Vaters mit Treue be- wahrte und beherzigte, zeigt ſein ganzes folgendes Leben. Ein kuͤhner, geiſtig und koͤrperlich kraftvoller und willensſtarker Juͤng­ling, bedachtſam in ſeinen Entſchließungen, energiſch in ſeinem Thun, ritterlich glanzvoll, wo er erſchien, beredt und uͤberredend, wo er ſprach, nicht leicht ſeine Gnade dem, der ſie verdient, *) Das Manuſcript dieſer Ermahnung Johann Cicero's an ſeinen Sohn ſcheint auf unbekanntem Wege nach Baiern gekommen zu ſein; we­nigſtens ließ hier der Kurfürſt Maximilian J., der es ſehr hoch hielt, zwi­ſchen 1620 und 1640 für ſeinen Kurprinzen eine Abſchrift verfertigen. Von dieſer Abſchrift kam eine Copie in die Hände des Freiherrn Hans Karl von Ecker und Eckhoffen, der fie in feinem Buche: Johann Cicero und Joachim Neſtor, mit Seitenblicken auf die franzöſiſche Revolutionsge­ſchichte, Berlin 1793, abdrucken ließ. Bis auf die veränderte Orthogra phie ſoll das Manuſcript durchaus treu wiedergegeben ſein. Dieſelbe Rede, aber in lateiniſcher Ueberſetzung, ſteht in Leutingeri de Marchia com­mentariis p. 4.