Print 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Place and Date of Creation
Page
94
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

entziehend, aber unerbittlich gegen den, der ſie einmal verſcherzt, Zucht und Recht kraͤftig bewahrend, ſtreng gegen den rohen, trotzigen, räuberiſchen Adel, mild und väterlich gegen die Gehor ſamen und Friedliebenden ſeines Volks, ein Freund der Gelehr ſamkeit, wie der Gelehrten, eifrig und ſtreng feſthaltend an dem Religionscultus feiner Väter, ohne die äußern Mißbraͤuche der Kirche zu verkennen, ſo zeigt er ſich vom Anfange ſeiner Herrſchaft an als ein fuͤr ſein Volk wohlthaͤtiger, auf ſeine Zeit genoſſen einflußreicher, ſeines Geſchlechts wuͤrdiger Fuͤrſt.

Voll regen Willens, die Nacht, die er auf ſeinem Zeitalter in religioͤſer und wiſſenſchaftlicher Beziehung ruhen ſah, aufzu hellen, und uͤberzeugt, dies vorzuͤglich durch Aufklaͤrung des Ver ſtandes und wiſſenſchaftliche Bildung bewirken zu Annen, ſtrebte er auch noch waͤhrend feiner Regierung zuvoͤrderſt ſich ſelbſt durch Unterricht, Umgang und Lectuͤre den hoͤchſten Grad intel lectueller Bildung anzueignen. Er bediente ſich dazu des be ruͤhmten und gelehrten Abts Trittenheim: dieſen zog er nicht nur auf einige Zeit an feinen Hof und nahm von ihm taͤg lich vier Stunden Unterricht, ſondern blieb auch mit ihm in ſtetem Briefwechſel. Dies freundſchaftliche Verhaͤltniß zwiſchen beiden und Joachims Liebe zu den Wiſſenſchaften zeigt deutlich folgender Brief:

Joachim von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg und Kurfuͤrſt dem verehrten Vater und Abt Johann Trittenheim.

Unſere große Liebe und Gewogenheit gegen Euch, hochge lehrter Vater, und zugleich der Hinblick auf die Beweiſe Eurer frommen Gelehrſamkeit, welche Ihr uns neuerdings vorgelegt habt, bewegen uns und treiben uns unwiderſtehlich an; haͤufig an Euch zu ſchreiben. Zunaͤchſt zeigen wir Euch durch dieſes unſer Handſchreiben an, daß wir, unſere Gemahlin, Sohn, Bruder und Schweſter uns vollkommen wohl befinden. Euch aber, verehrter Vater, beklagen wir ſehr, daß Eure Neider Euch ſo viel Verdruß verurſachen, wie wir aus Eurem letzten Briefe und aus der Erzaͤhlung unſers Boten vernommen haben. Wir vertrauen indeß, daß Ihr durch Eure weiſen Rathſchlaͤge und mit goͤttli chem Beiſtande alle jene nichtswuͤrdigen Umtriebe leicht über; winden werdet. Sehr ſchmerzlich war uns die Nachricht, daß