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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
95
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der gelehrte Lihanius, weiland Euer Lehrer, feine irdiſche Buͤrde abgelegt und ſeine Seele dem Hoͤchſten zuruͤckgegeben, von dem er ſie empfangen. Ueber ſeinen Tod(wenn er todt iſt, denn noch hoffen wir, daß er lebe) betruͤben wir uns ſo ſehr, als wenn einer unſerer geliebteſten Freunde geſtorben wäre. Seine außer ordentliche Gelehrſamkeit, ſeine Litteraturkenntniß, und ſeinen großen und feinen Geiſt haben wir immer geliebt und bewun dert. Iſt er wirklich abgeſchieden, ſo erſuchen wir Euch, alle Sorgfalt dahin zu wenden, daß die von ihm nachgelaſſenen Buͤ cher nicht in fremde Hände kommen, beſonders aber diejenigen nicht, welche nach Eurer Meinung uns nuͤtzlich ſein koͤnnen. Gern werden wir die Koſten berichtigen, die Ihr aufzuwenden fuͤr gut haltet. Uebrigens bitten wir Euch, geliebteſter Lehrer, wiederholt und auf das inſtaͤndigſte, daß Ihr es nicht moͤget un: bequem finden, zu Oſtern oder zu Pfingſten zu uns zu kommen. Denn wir beduͤrfen Eurer Huͤlfe, wie Ihr wißt, in vielen Din gen, und koͤnnen derſelben, ohne großen Nachtheil fuͤr unſere Angelegenheiten auf lange nicht entbehren. Theilet uns Euern dieſerhalb gefaßten Entſchluß durch den Boten, den wir deshalb an Euch ſenden, mit. Wenn Ihr unſern Wunſch zu erfuͤllen geneigt ſeid, was wir vertrauensvoll hoffen, ſo beſtimmet die Zeit, und wir wollen denſelben Boten mit den noͤthigen Koſten fuͤr die Reiſe auf den angegebenen Tag zu Euch ſenden: auch ſollt Ihr nicht unbelohnt wieder von uns gehen. Noch dürfen wir Euch nicht verhehlen, innigſt geliebter Vater, daß der neue Lehrer, den wir auf Eure Empfehlung angenommen haben, ſich in Allem wohl haͤlt, und daß wir nicht geringe Hoffnung eines noch beſſern Fortganges für die Zukunft haben. Auf dem beige fuͤgten Blatte haben wir einige Buͤcher aufgezeichnet, deren wir nicht habhaft werden koͤnnen, und wir bitten Euch daher, ſie uns zum Durchleſen ſobald als moͤglich zu verſchaffen. Noch wollen wir Euch anzeigen, daß unſere Schweſter Ursula das mit dem Herzoge von Meklenburg verabredete Ehebuͤndniß hie ſelbſt unter den Feierlichkeiten und Feſtlichkeiten der Hochzeit vollziehen wird. Nochmals bitten wir Euch, Ihr moͤget in allen Stuͤcken dem Vertrauen, das wir in Euch ſetzen, entſprechen, wie wir unſererſeits Euch in allen Dingen zu Willen fein wollen.