koͤnnen, in der fie ſich bewegen und durch die ihre geiſtige Ent: wicklung uͤberhaupt bedingt iſt. Es haben aber dieſe Studien ebenſo ein ſittliches, wie ein wiſſenſchaftliches Element zur Grund— lage, indem ſie theils aus dem Streben nach dem Wiſſen, theils aus der Befangenheit des Aberglaubens hervorgehen.
In politiſcher Beziehung gehört Joachim J. zu den Kory— phaͤen feiner Zeit, ja er iſt unter den brandenburgiſchen Kurfuͤrſten bis zu Friedrich Wilhelm dem Großen der bedeutendſte Regent. Waͤhrend des Mittelalters herrſchten in den abendlaͤndi— ſchen Reichen die Formen des Lehnsſtaates vor: die Geiſtlichkeit, der Adel und ſpäͤter die Städte hatten ihren bedeutenden Anz theil an der Souverainitaͤt des Fuͤrſten. Der Bildungsſtufe der chriſtlichen Völker war dieſe Lehnsverfaſſung ganz angemeſſen, und ſie wirkte ſo guͤnſtig auf die Entwicklung der buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe, wie dies fuͤr eine gewiſſe Zeit von der Hierarchie behauptet werden mußte. Allein die Voͤlker waren dieſer Ver— faſſung entwachſen, und es mußte der Lehnſtaat, wenn er nicht wie die Kirche als ein lebloſes und antiquirtes Inſtitut blos äußerlich fortdauern ſollte, ſich regeneriren oder vielmehr zu einem neuen ſich umwandeln: der Lehnſtaat mußte zur abſoluten Mo— narchie heranreifen. Dies forderte gegen das Ende des funf— zehnten Jahrhunderts der Geiſt der Zeit, und wir ſehen daher in verſchiedenen Staaten Regenten hervortreten, deren Aufgabe es war, die durch die Staͤnde beſchraͤnkte Fuͤrſtenmacht zu abſoluter Herrſchaft zu erweitern. Am leuchtendſten ſteht unter dieſen Fuͤrſten in Frankreich Ludwig XI. da, der dieſes Ziel mit unglaublicher Energie verfolgte und der daher die Bedeutung fuͤr die weltgeſchichtliche Entwicklung hat, daß in ihm das Mit— telalter abſchließt und die neue Zeit beginnt. In demſelben Sinne wirkte in England Heinrich VII., in Spanien Ferdinand der Katholiſche und in Portugal Johann II. Fuͤr unſer Vaterland aber iſt es Joachim J., der ſich aus jener ſchwaͤchenden Be ſchränktheit mittelalterlicher Verhaͤltniſſe zu einem freieren Standpunkte fuͤrſtlichen Waltens emporarbeitet. Allerdings hat er ſo wenig wie jene fremden Fuͤrſten das angeſtrebte Ziel erreicht, und erſt der große Kurfuͤrſt hat in dem brandenburgiſchen Staate, wie Ludwig XIV. in Frankreich, den Schlußſtein zu