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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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Weiſe von Sachſen hatte zugleich mit unſerm Kurfuͤrſten den Plan gefaßt, eine Univerſitaͤt in feinem Lande zu gründen, aber ſeine Hochſchule Wittenberg, da er weniger Hinderniſſe bei die fer Unternehmung fand, als Joachim, ſchon 1502 eröffnen Fön nen. Es war nach den Umſtaͤnden der Zeit natürlich, daß dieſe beiden Univerſitaͤten mit einiger Rivalitaͤt auf einander hinſahen, und dieſes zwar von Seiten Frankfurts um ſo mehr, da Witten berg durch feine frühere Eröffnung im Vortheil war, und nicht nur die beſten Lehrer, ſondern auch ſchon viele Schüler an ſich gezogen hatte. Aber erſt beim Beginn der Reformation, als Luther gegen Tetzel auftrat, und die Frankfurter Theologen ſich des angegriffnen Ablaßkraͤmers und ſeiner Sache eifrig annah men, trat dies Mißverhaͤltniß und die Eiferſucht beider Univer ſitaͤten thaͤtlich hervor und übte auch auf unſern Kurfuͤrſten und ſeine Laͤnder entſcheidenden Einfluß.

Nicht minder wirkſam und entſcheidend fuͤr Joachims Denk und Handlungsweiſe hinſichtlich der Reformation Luthers war die politiſche und kirchliche Stellung ſeines Bruders Albrecht. Nach der gegen die Vorſchrift der goldnen Bulle eingeriſſenen Gewohnheit hätte Joachim feine Herrſchaft oder feine Länder theilen koͤnnen, doch war es von ſeinem Vater beſtimmt worden, aber auch ſeinem Streben nach abſoluter Fuͤrſtenmacht entſpre chender, die Marken ungetheilt bei einander zu laſſen und ſeinen Bruder ſo vortheilhaft als moͤglich anderweitig zu verſorgen). Es gelang ihm dies bei den glaͤnzenden Eigenſchaften Albrechts in einem außerordentlichen Grade, und dies beweiſt, daß er bei dem Kaiſer und den Reichsfuͤrſten, fo wie bei dem Papſt 7) viel vermochte. Albrecht war ſchon 1502, erſt zwoͤlf Jahr alt, in den geiſtlichen Stand getreten, 1506 bei der Einweihung der Univerſitaͤt zu Frankfurt durch den Biſchof von Lebus, Dietrich von Buͤlow, ordinirt, bald nachher Domherr zu Magdeburg, Mainz und Trier geworden, und 1513 gelang es ihm durch ſei nes Bruders Einfluß, Erzbiſchof von Magdeburg und Biſchof von Halberſtadt, und im folgenden Jahre zugleich Erzbiſchof und

*) Leutingeri opera, Tom. I. p. 12. **) Mit dem Papſt Leo X. ſtand er in fortwährendem Brieſwechſel.