Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
101
Einzelbild herunterladen

101

Kurfuͤrſt von Mainz, und 1518 Kardinal zu werden. Er war von der Natur mit ausgezeichneten Anlagen begabt, gut unter richtet, vorzüglich in der ſcholaſtiſchen Theologie gelehrt, pracht liebend, freigebig, von freundlicher und wohlwollender Geſin­nung. Nach der herrſchenden Anſicht ſeiner Zeit ſah er bei ſei ner Erhöhung mehr auf die weltliche Macht, die ihm durch ſeine erzbiſchoͤfliche Würde zuwuchs, als auf die geiſtlichen Aemter, die er fortan als ein geheiligter Diener der Kirche, als ein wuͤrdiger Nachfolger Jeſu Chriſti und ſeiner Apoſtel zu verwalten erhielt. Es gereicht wahrlich nicht zu geringem Lobe fuͤr ihn, daß er we: der von ſeinen anders geſinnten Zeitgenoſſen, noch auch von den ſpaͤter lebenden Anhängern der Kirchenreformation als deren Hauptfeind angefochten worden iſt; da doch von ihm der un: mittelbare Anlaß zu den Begebenheiten des Jahres 1517 gege­ben wurde Y).

Nach der Wahl zum Erzbiſchof von Mainz mußte Albrecht die paͤpſtliche Beſtaͤtigung und das geweihte Pallium fuͤr die außerordentlich große Summe von 30,000 Dukaten von Rom einholen, und da er weder ſelbſt ſo viel baares Geld hatte, noch auch ſein Erzſtift, das kurz nach einander drei Erzbiſchoͤfe durch den Tod verloren, dieſe Summe aufzutreiben vermochte, ſo war er genoͤthigt, dieſes Geld von dem Fuggerſchen Handelshauſe in Augsburg aufzunehmen. Allein ſeine Hofhaltung, die ſich durch Glanz und Luxus vor allen Übrigen Hofhaltungen Deutſchlands auszeichnete, wie die ſeines Großvaters, Albrecht Achilles, machte es ihm unmoͤglich, das aufgenommene Darlehn aus ſeinen lau fenden Einnahmen abzutragen. Da nun damals der Ablaßhan­del, vorgeblich zum Bau der Peterskirche in Rom, an vielen Or

) Dafür zeugt auch ein Brief, den Luther an ihn ſchrieb und in dem er ihn auffordert, ſeinen Vetter, den Hochmeiſter des deutſchen Ritterordens, Albrecht, der ſich 1525 zum weltlichen Fürſten gemacht hatte, nachzuahmen. Es heißt darin ungefähr: Ich preiſe in dir die Gnade Gottes, daß du allein von allen Biſchöfen gegen das Evangelium nicht wütheſt. Du nimmſt das Wort Gottes nicht nur auf und glaubſt daran, ſondern du bekenneſt und lehreſt es auch öffentlich gemäß deiner biſchöflichen Macht, und ſorgſt, daß es in deinem Sprengel gelehrt werde, indem du freigebig für die ſorgſt, die das Wort verkünden, da es doch die Unfrommen ſehn, zürnen und dawider heulen und ſich vergebens ermüden. Sculteti ann. eeel. 2, 96.