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nur das Geld in den Kaſten komme, ſie auch von der Schuld ihrer Sünden befreit ſeien. Der ehrwuͤrdige Erzbiſchof Ernſt von Magdeburg, der Vorgaͤnger Albrechts, dem einige Franzis- kanermoͤnche auf feinem Sterbelager(1513) Troſt mit folgenden Worten zuſprechen wollten:„ſeid guten Muthes, erlauchter Fuͤrſt, wir werden Euch nicht nur aller unſerer, ſondern auch des ganzen Franciskanerordens guter Werke theilhaftig machen, und es iſt kein Zweifel, daß Ihr durch ſie vor dem Richterſtuhle Gottes als gerecht und ſelig beſtehen werdet,“ antwortete: „nein, liebe Herren, alle Eure Verdienſte und guten Werke helfen nichts, und ich begehre ihrer nicht. Die Werke meines Herrn Jeſu Chriſti allein find ausreichend).“ Der Erzbiſchof Albrecht kannte auch dieſe Anſichten und dieſe Stimmung und fuͤrchtete beſonders den Umſtand, es möchte der ſeit 50 Jahren faſt ohne Unterbrechung getriebene Handel mit Ablaß die Se: muͤther auch des niedern Volks mit Zweifel und Mißtrauen an ſeiner Kraft und Wirkſamkeit erfuͤllt haben. In ſeiner Verord— nung an die Untercommiſſaire heißt es mit Bezug auf die Frei; heiten, welche viele einzelne Kirchen, Kloͤſter und andere heilige Oerter zur Ertheilung des Ablaſſes erhalten hatten, daß die Pre— diger in allen ihren Vorträgen dem Volke nachdrücklich anzeigen und beibringen ſollten, jede Ablaßertheilung ſei für die achtjäh: rige Dauer des gegenwartigen Ablaſſes verboten, damit nicht das Volk wegen ſolchen Ablaſſes und des Gewinnes, der aus demſelben pflegt gezogen zu werden, unſern gegenwaͤrtigen Ab— laß und unerhoͤrte apoſtoliſche Macht verabſaͤumen oder verachten möge. Ferner ſoll von den Predigern und insbeſondere von den Beichtvätern mit Gruͤnden die Nothwendigkeit dargethan werden, welche den allerheiligſten Papſt Leo bewogen habe, den Schatz feiner guten Werke zum Heile der Chriſten zu oͤffnen, und dagegen von ihnen eine Beiſteuer zum Bau der Peterskirche zu begehren.
Unter den Ablaßpredigern, die ſich dem Erzbiſchof antrugen, zeichnete ſich der ſchon fruͤher in der Mark in ſolchen Geſchaͤften
*) Johann Kelpen, hiſtoriſche Anmerkungen über cinen in der Kirche zu Gagel gefundenen Einweihungs- und Ablaßbrief. Hannover 1723. S. 115