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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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lich auf die eigenen Länder des Erzbiſchofs von Mainz und auf die Staaten des Kurfuͤrſten von Brandenburg, der dazu urkund lich feine Einwilligung gegeben hatte), weil, wie auch andere Fuͤrſten, ſo beſonders Friedrich der Weiſe von Sachſen in ſei nem Lande den Ablaßhandel nicht geſtatten wollte, da daſſelbe durch fruͤhere Prediger ſchon zu ſehr ausgeſogen ſei.

Im Fruͤhlinge des Jahres 1517 kam Tetzel in der Mark und vor Berlin an, und hielt ſeinen Einzug auf folgende Weiſe. Vor der Stadt angelangt, ſandte er Boten hinein, welche laut verkuͤndigten, daß die Gnade Gottes und des Papſtes vor ihren Thoren ſei. Hierauf machten ſich alle Prieſter und Moͤnche, der Rath der Stadt, die Schulen, und viele andere Einwohner jedes Alters und Geſchlechts unter dem Gelaͤute der Glocken mit Fahnen und Kerzen in feierlicher Prozeſſion auf, um den Verkuͤndiger des paͤpſtlichen Suͤndenerlaſſes in ihre Stadt einzu fuͤhren. So empfangen ließ nun Tetzel die paͤpſtliche Ablaßbulle auf einem ſammtenen mit Gold geſtickten Kiſſen vor ſich hertra gen und begab ſich von dem ganzen Zuge geleitet nach der Haupt vermuthlich Nicolaikirche, vor deren Altar ein rothes Kreuz mit dem paͤpſtlichen Wappen, dem Zeichen der Gegenwart eines Ab laßpredigers, von ihm aufgerichtet ward. Von dieſem Kreuze verſicherte einer der Huͤlfsprediger Tetzels, ebenfalls ein Domi nikanermoͤnch, Bartholomaͤus, den Umſtehenden: er ſaͤhe mit ſei nen Augen das Blut Chriſti mildiglich daran herabfließen, und fuͤgte hinzu, daß ſo große Gnade ſeit der Zeit des Leidens Chriſti nicht geweſen ſei. Bei dieſem Kreuze wurde ein Becken aufge ſtellt, und jede Predigt und Ermahnung an das Volk mit den Wortenleget ein, leget ein, leget ein geſchloſſen. Die Reden Tetzels ſelbſt aber, durch die er das Volk zu bethoͤren und ſeinen geldgierigen Abſichten geneigt zu machen wußte, ſind wahre Mei ſterſtuͤcke moͤnchiſcher Beredtſamkeit, was aus den Verordnungen an ſeine Gehuͤlfen erſehen werden kann. Es ſoll das Volk zu naͤchſt auf die Qualen der Maͤrtyrer aufmerkſam gemacht wer den, um die gangbare Vorſtellung aufzufriſchen, daß der Papſt mit den guten Werken dieſer Heiligen und Maͤrtyrer zu Gun­

Luthers Werke von Walch, Theil 15. S. 415