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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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die ihr fuͤr eure Suͤnden ſchuldig ſeid, ertheilt wird. O ihr Wi derſprecher, Afterredner und Laͤſterer, die ihr das Werk offen oder heimlich hindert, wie uͤbel beſtehet ihr. Ihr ſeid außer der Kirche Gemeinſchaft! Nicht die Meſſe, nicht die Predigt, nicht das Gebet, nicht die Sakramente, nicht die Fuͤrbitte helfen euch! Nicht die Aecker, nicht die Weinberge, nicht die Baͤume bringen ihre Fruͤchte, noch die Thiere kriegen ihre Jungen, das Geiſt liche ſelbſt verdorrt und vertrocknet, da ihr nicht Suͤndenerlaß nachſucht. Zoͤgert daher nicht, euch von ganzem Herzen zu mir zu bekehren und die Arznei anzunehmen, von welcher das Buch der Weisheit redet: der Allerhoͤchſte hat die Arznei aus der Erde erſchaffen, und ein kluger Mann wird ſie nicht verſchmaͤhen. Selig ſind die Augen, die da ſehen, was ihr ſehet, einen ſichern Geleitsbrief naͤmlich, durch welchen ihr eure Seele durch dies Thraͤnenthal, durch das Meer der tobenden Welt, wo fo viel Sturm, Wetter und Gefahr iſt, zu den gluͤckſeligen Vaterlande, dem Paradieſe hindurchfuͤhren koͤnnt. Wiſſet, daß des Menſchen Leben ein Krieg auf Erden iſt. Wir haben zu ſtreiten wider das Fleiſch, die Welt und den Teufel, die allezeit Seelen zu ver; derben ſuchen. Wehe, die Stricke der Suͤnde haben uns ge fangen, und es iſt ſchwer, ja faſt unmöglich, ohne göttliche Huͤlfe zum Hafen des Heils zu kommen. Wir koͤnnen nicht durch un ſre Werke, ſondern durch Gottes Barmherzigkeit zur Seligkeit gelangen, und muͤſſen daher den Harniſch Gottes anziehen. So nehmet nun dieſe Freibriefe von dem Stadthalter unſers Herrn Jeſu Chriſti, durch deren Huͤlfe ihr eure Seele aus den Haͤnden eurer Feinde befreien, durch die ihr mittelſt Bekenntniß und Reue ohne die Strafe des Fegefeuers unverſehrt ins Him melreich gelangen koͤnnt. Wiſſet, daß in dieſen Briefen alle Verdienſte des Leidens des auf denſelben aufgeſpannten Chriſti gedruckt und eingeſtochen find. Wiſſet, daß man für jede Tod ſuͤnde ſieben Jahre lang nach der Beichte und Reue buͤßen muß, entweder in dieſem Leben oder im Fegefeuer. Wie viele Tod ſuͤnden werden an einem Tage wohl begangen, wie viele im Monat, wie viele im Jahre, wie viele im ganzen Leben. Es find faſt unzählige und für fie find unzählige Strafen zu leiden in der feurigen Strafe des Fegefeuers. Und mit dieſen Beicht