kommnen Chriſten, die ſich nicht eifrig in guten Werken uͤben wollen, zugelaſſen: denn er fordert Niemand zum Beſſern auf; ſondern laͤßt jeden in der Unvollkommenheit. Man ſoll daher weder wider, noch fuͤr denſelben reden. Man thut weit beſſer, um Gottes Willen zum Bau der Peterskirche etwas zu geben, als daß man, welches gefährlicher iſt, Ablaß dafür nehme: ja, um euch recht zu unterweiſen, ihr ſollt zuerſt dem naͤchſten Ar— men geben, und wenn Niemand in eurer Stadt mehr iſt, der eurer Huͤlfe bedarf(welches aber nie geſchehen wird,) alsdann koͤnnt ihr zu Kirchen, Altaͤren und ihrem Schmuck etwas geben; und wenn auch dieſes nicht mehr noͤthig iſt, dann erſt magſt du etwas zur Peterskirche ſchenken, und auch das nicht um des Ablaſſes willen. Der Ablaß iſt weder geboten, noch gerathen, ſondern nur erlaubt; man ſoll vielmehr die Chriſten davon ab— ziehen, und zu den Werken und Peinen, welche nachgelaſſen ſind, reizen. Ob die Seelen durch den Ablaß aus dem Fegefeuer gezogen werden, weiß ich nicht, und glaube es nicht; ob es gleich einige neue Doktoren ſagen, die es aber nicht beweiſen konnen; auch hat die Kirche noch nichts darüber beſchloſſen).
Dieſe Predigt ward gedruckt und allgemein mit dem groͤßten Beifall aufgenommen. Aufgemuntert von Freunden und anderſeits aufgereizt von Tetzel und ſeinem Anhange ſetzte Lu; ther darauf am 31. Oktober 1517 in ſeinen 95 Streitſaͤtzen noch beſtimmter ſeine Anſichten von der wahren Buße und goͤttlichen Gnade auseinander. Er trat hierin aber noch nicht gegen die Rechtmaͤßigkeit des Ablaſſes uͤberhaupt und gegen die Heiligkeit des Papſtes auf; denn in feiner 71ſten Theſe ſagt er:„Wer die Wahrheit, durch apoſtoliſche Gewalt Suͤnden vergeben zu koͤnnen, angreift, der ſei verflucht.**) Unterdeſſen hatte er auch an mehrere Biſchoͤfe, beſonders an feinen Vorgeſetzten, Hieronymus Scultetus, Biſchof von Brandenburg), zu deſſen
*) Luthers Werke, von Walch, Theil XVIII. S. 533—-— 538. **) Contra veniarum apostolicarum veritatem qui loquitur, sit ille anathema et maledictus. *** Hieronymus Scultetus(Schulze), Biſchof von Brandenburg 1507 bis 1521, war der Sohn eines Erbſchulzen oder bürgerlichen Gutsbeſitzers
