Ketzer, Abtruͤnnigen, Halsſtarrigen, Verſteckten, Irrigen, Aufruͤhrer, Schwaͤtzer, Frevler und fuͤr ungerecht zu halten ſei“). Um feinen Sieg, den Tetzel davon zu tragen gewiß war, deſto glaͤnzender zu ma; chen, berief er mittelſt ſeiner paͤpſtlichen Autorität, mit der er als Ketzermeiſter und Ablaßcommiſſar bekleidet war, aus Berlin, der ganzen Mark und den umliegenden Ländern alle Moͤnche zu dieſer Disputation nach Frankfurt. Man zaͤhlte allein dreihundert anweſende Dominikaner. An Worten fehlte es Tetzeln nicht, und da die Frankfurter Theologen ihm von vorn herein geneigt waren, und die Moͤnche großentheils zu wenig wußten, als daß ſie es nur hätten wagen können, in dieſem Streite aufzutreten, ſelbſt wenn ſie anderer Meinung geweſen wären, fo ſchien alles der Erwartung gemaͤß abzulaufen. Allein unerwartet trat ein junger Franziskanermoͤnch, Johann Kniepſtrov aus Sandow, den ſein Abt als einen guten Kopf nach Frankfurt geſchickt hatte, um daſelbſt Theologie zu ſtudiren, wider Tetzel in die Schranken. Er war gegen die Gewohnheit der damaligen Zeit in der Schrift wohl bewandert, und da er Luthers 95 Streitſaͤtze zu Geſicht bekommen und fie ernſtlich geprüft hatte, war er ſogleich mit Leib und Seele Luthers Anſichten beigefallen. Er ſprach mit ſolchem Eifer und mit ſo uͤberzeugender Beredſamkeit, daß ſeine Gegner ſich vor ihm zuruͤckziehen mußten. Dennoch ließ man ſich in der Behauptung des Sieges nicht irre machen, Wimpina creirte unter großer Feierlichkeit Tetzeln zum Doktor der Theolo— gie. Dieſe hoͤchſte akademiſche Wurde, welche damals nur den ausgezeichnetſten der wenigen vorhandenen Gelehrten ertheilt wurde, ſollte ihm und feinen Anſpruͤchen vor der Welt und be⸗ 1 ſonders vor feinen Gegnern noch groͤßeres Anſehen verleihen.
*) Luthers Werke, von Walch, Bd. 18. S. 2656 und 281. In die ſem Bande befinden ſich auch die ſämmtlichen zwiſchen Luther und Tetzel gewechſelten Streitſchriften: 1) Lutheri Disputation von der Kraft des Ab laſſes wider Tetzln S. 254. 2) Johann Tetzels erſte Disputation, oder Gegenſprüche wider Luthern S. 266. 3) Joh. Tetzels andere Disputa tion wider Luthern S. 281. 4) Lutheri Erklärung ſeiner Sätze wider Tetzeln S. 295. 5) Lutheri Sermon von Ablaß und Gnade S. 533. 6) Joh. Tetzels Widerlegung des Sermons Lutheri vom Ablaß, S. 538 7) Freiheit des Sermons Lutheri vom Ablaß und Gnade S. 564.