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wollte und Luther deshalb an ihn ſchrieb, dieſen Greuel abzuſtellen, antwortete er dieſem freundlich und nachgiebig. Als aber Luther immer ungeſcheueter und entſchiedener ſeine Angriffe gegen den Papſt und die Kirche ſelbſt richtete, änderte ſich die Geſinnung Joachims wie ſeines Bruders und des Biſchofs von Brandenburg entſchieden. Am fruͤheſten ſcheint Albrecht die Se: fahr, welche durch das Beginnen Luthers dem Kirchenthume dro— hete, erkannt zu haben; denn in der Rede, welche er nach dem Tode des Kaiſers Maximilian 1519 als Erzkanzler an die zu Frankfurt verſammelten Kurfuͤrſten und Fuͤrſten des Reichs hielt, und in welcher er zur Wahl des Königs Karl von Spanien rieth, ſagte er: es muͤſſe ein ſtarker und mächtiger Kaiſer ge; wählt werden, da die Zwiſtigkeiten, welche uͤber den Ablaß und die Macht des Papſtes entſtanden ſeien, von den maͤchtigſten deutſchen Voͤlkern, den Sachſen und Schweizern, unterſtuͤtzt wuͤrden, und daher, wenn man ſie nicht jetzt, da ſie noch im Keime ſeien, durch Zuſammenberufung einer allgemeinen Kirchenverſammlung beſeitige, leicht zu einer großen Veraͤnderung oder zum völligen Umſturz der Kirche führen konnten. Ein Concil aber koͤnne bei der obwaltenden Abneigung von Seiten des Papſtes gegen daſſelbe nur durch einen mächtigen Kaiſer bewirkt werden.
Der Biſchof Hieronymus von Brandenburg aber ward, be— ſonders nach der Disputation zu Leipzig, in deren Folge der Erzbiſchof Albrecht von Mainz und andere Biſchoͤfe die Schrif— ten Luthers zu verbrennen geboten, ſo ſehr Luthers Feind, daß er eines Tages, am Kaminfeuer ſitzend, ein Stuͤck Holz in die Flammen warf und ausrief: er wolle nicht eher ruhen, bis Lu— ther ſo zum Feuertode gebracht und verbrannt werde, wie jetzt dieſes Stuͤck Holz verbrenne.
Der Kurfuͤrſt Joachim urtheilte auf dieſelbe Weiſe und doch gehörte er keineswegs zu den devoten und aberglaͤubigen Anhaͤngern des Papſtes und der roͤmiſchen Kirche. Denn er widerſetzte ſich z. B. mit der größten Standhaftigkeit den Ein— griffen des Papſtes in ſeine landesfuͤrſtlichen Rechte, und zwar mehr als andere Fuͤrſten ſeiner Zeit zu thun wagten. So ſetzte er ſeinen Willen durch, als das Domkapitel in Havelberg(1521)