Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
125
Einzelbild herunterladen

125

mit despotiſcher Strenge und Gewalt, oder mit Hochmuth und Verachtung gegen die Neuerer gehandelt: bald laßt man ſich von Furcht und Angſt erfüllt zu der unwuͤrdigſten Nachgiebigkeit und Herablaſſung beſtimmen. Der inneren Seite und den Princi pien nach iſt die Handlungsweiſe des paäͤpſtlichen Hofes und der katholiſchen Parthei überhaupt ſeit dem Jahre 1517 1521 durchaus dieſelbe, wie die des Hofes von Verſa illes in den erſten Jahren der franzoͤſiſchen Revolution. Wäre man zu beiden Zeiten conſequenter und energiſcher verfahren, wie Joachim J. es wollte, ſo wuͤrde man ſeinen Zweck zwar eben ſo wenig er­reicht, ſondern vielmehr die Sache der Gegner nur um ſo eher zum Ziele gefuͤhrt haben: allein man hätte doch eine wuͤrdevol lere Rolle geſpielt, und hätte jedenfalls gezeigt, daß man aus tiefſter Ueberzeugung für Wahrheit und Recht zu ſtreiten und ſo zu handeln getrieben worden ſei. Nachdem die offentlichen Ver­handlungen mit Luther fruchtlos ausgefallen waren, wurde eine Commiſſion von geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſten angeordnet, welche noch einmal im Geheimen mit dem Reformator unter; handeln und verſuchen ſollte, ob er auf keine Weiſe zum Wider: ruf oder zur Ueberlaſſung ſeiner Sache an den Kaiſer und die Staͤnde des Reichs zu bewegen ſei. In dieſer Commiſſion be; fand ſich auch unſer Kurfuͤrſt und ſein Rath, der Biſchof Hie ronymus von Brandenburg. Luther blieb auch hier ſtandhaft und ſagte: er wolle gern thun, was man verlange, nur von der heiligen Schrift koͤnne er nicht weichen und davon nichts verge­ben. Denn ſie waͤre nicht ſein, ſondern unſers Herrn Gottes. Er berief ſich dabei auf die Worte Auguſtins:ich habe alſo gelernt, daß ich keinen andern Schriften, denn der Bibel die Ehre thue, daß ich ſie ohne alles Widerſprechen annehme, alle andern Buͤcher nehme ich anders nicht an, als ſofern ſie mit der heiligen Schrift uͤbereinſtimmen, und fügte hinzu:wo ihn auch ein Kind mit Gottes Wort koͤnnte weiſen, ſo wollte er wei­chen. Der Kurfuͤrſt, der Luthern doch von einem andern Geiſte erfüllt fand, als ihm ſeine Geiſtlichen mochten vorgeſtellt haben, ſagte:Herr Doctor, ſo iſt das Eure Meinung, daß Ihr Euch der heiligen Schrift nicht begeben, und Euch nicht anders über; fuͤhren laſſen wollet, als durch die heilige Schrift? und Lu