des Volks gelangen, und dazu mußten die Fuͤrſten ihre Verord
nungen ergehen laſſen. Nächſt dem Erzherzoge Ferdinand von Oeſtreich, den Herzoͤgen von Baiern und Sachſen ließ auch Joa chim J. ein ſolches Edikt ergehen, das mit aller Strenge vor dem Leſen der lutheriſchen Ueberſetzung des neuen Teſtaments und vor dem Gebrauche der deutſchen Lieder und Pſalmen, die von Luther und feinem Anhange gemacht wären, als vor ketze— riſchen Werken warnte. Wimpina, der keine Gelegenheit vorbei— gehen ließ, um ſowohl in Schriften, wie auch vom Katheder die lutheriſchen Lehren als die abſcheulichſten Ketzereien und ſeine Bibeluͤberſetzung als gaͤnzlich verfaͤlſcht und daher hoͤchſt verderb lich fuͤr jedermann darzuſtellen, trug vorzugsweiſe dazu bei, daß der ſonſt ſo erleuchtete Joachim dem von Wittenberg ausgehen—
den Lichte ſolche Hinderniſſe in den Weg legte und 1524 von neuem eine Verordnung herausgab, in der er bekannt machte, daß die Frankfurter ſowohl, wie andre Theologen angezeigt hät; ten, in Luthers Bibeluͤberſetzung ſeien in mehr als hundert Stel— len Fehler aufgefunden. Es ſeien theils Worte und Redensarten von Wichtigkeit weggelaſſen, theils Stellen eingeruͤckt, welche die Kirche nicht als echt angenommen habe. Viele Stellen ſeien ſo verfaͤlſcht, daß dadurch ſchwere Streitigkeiten im chriſtlichen Glauben und allerhand Unruhe zu befuͤrchten ſei. Er befehle deshalb, nach dem Beiſpiele anderer Fuͤrſten, daß alle ſeine Un— terthanen ſich Luthers Bibeluͤberſetzung enthalten und wer die— ſelbe beſaͤße, ſie bei Vermeidung ſchwerer Strafe der Obrigkeit einhaͤndigen ſolle *).
*) Joachim v. G. G. Marggrave zu Brandenburg und Churfürſt 2c. Unſern Gruß zuvorn. Lieben getreuen. Wiewohl Wir hieuor aus beuelich und mandat Romiſcher Kayſerlicher Maj. vnſers allergnedigſten Herrn Martini Lutters Bücher, als der heiligen chriſtlichen Kirchen entkegen bey hoher poen und Straffe ernſtlich verboten, und uns jetzo aufs neue angelangt und glaublich und wahrhafftig von andern auch unſrer Universität und ſonderlich der Doctoritaet und Magiſtern der Theologen⸗Facultät und der heiligen Schrifft unterrichtet werden, daß in der neuen verteutſchten Bibel alt u. neu Teſtament, ſo in kurzen Tagen von Martino Lutter verteut ſchet und unter ſeinem Namen ausgegangen, über viel hundert Irthumb
begriffen und eingeleibet, denn er in vielen Orthen etliche Worte und Sen
tenz, daran groß gelegen, ausgelaſſen, auch an vielen Orthen mehr und