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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
129
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Luther, welcher glauben mochte, daß ſolche Verordnungen mit derſelben Strenge wuͤrden executirt werden, mit welcher ſie abgefaßt waren, ließ ſich in einer Schrift vonweltlicher Obrig­anders denn die vorigen alten und von der Chriſtlichen Kirchen angeneh­men Bücher an ſich gehabt, zugeſetzt und mancherlei veränderungen und falſchheit in deme gebraucht, auch dieſelben Bibel alſo augenſcheinlich ver­fälſchet, welches dann zu merllicher Uneinigkeit chriſtliches Glaubens gereicht, und daraus mancherley Auffruhr, fo dem ſollte zugeſtehen und dieſelben Bücher in unſern Landen geſtatten, komen würden; demnach und ſolchem zuuorkommen haben wir als ein chriſtlicher Churfürſt Bedacht, daß uns ſolches zuzuſehen und zugeſtatten keinesweges gebühren will. Dieweil denn auch etzliche andere Churfürſten und Fürſten dergleichen Bücher verboten, und befehl ich, daß ihr von Stund an allen ewren Inwohnern und Un­terthanen in ein gemein verſammlen laſſen anzeigen und gebieten, daß ein Iglicher, er ſey hohes oder niedern Standes, geiſtlich oder weltlich, ſich ſol­cher Bücher, ſo unter Martini Lutters Namen ausgangen, und von ihme verteutſchet, alt und neu Teſtament, die nicht kaufen oder leſen laſſen, Son­dern ſo ſie die haben, ohne Seumen euch vorantwortten, damit die nicht weiter unter die Leute zu vorführunge derſelben ausgebreitet und verhalten were; die wollet Uns von Stundt an zuſchicken. Wehr aber daßelbig ſich zu thun weigere oder in einigen Theil gegen dis unſer Verbot handeln würde, denſelben oder die wollet Uns bei ewren Eyden und Pflichten anzei­gen, damit wir uns kegen den oder dieſelbigen mit gebührlicher Maße und Straffe zu erzeigen wißen. Wo aber weder Evangelii⸗Bücher auch die Bibel alt nnd neu Teſtament, lateiniſch und deutſch, die hiervor in Gebrauch geweſen, und von Lutter nicht verteuſcht, vorhanden und bey den Leuten wären, dieſelbe wollen wir zu kauffen und zu leſen hiermit nicht gemeinet oder verboten haben: denn unſer Gemüth und Bedenken nie geweſen, oder noch nicht iſt, die heilige Schrifft oder evangeliſche Wahrheit zu verbieten, ſondern allein die Veränderung und Verfälſchung der Bibel ſo newlich un ter Martini Lutters Namen ausgegangen, aus dem großer Aufruhr und Uneinigkeit zu beſorgen, zu verhüten und abzuſchaffen. Hierauf thut ihr unſere ernſtliche Meinung, in Gnaden zu erkennen. Datum Colln an der Spree am Sontage Oeuli Anno XV hundert XXIII.

Joachim JI. v. G. G. Markgraf 2c. Unſern Gruß zuvor! Liebe Ge­treuen! Wir werden berichtet, daß etliche unſrer Unterthanen auf dem Lande und Städten teutſche Lieder, Weiſen und Geſänge, auch etzliche Pſalmen, welche durch Martin Luther oder ſeine Anhängigen zu Wittenberg oder an­derswo genannt ſind, ſingen, leſen, lehren und andre unterweiſen ſollen. Die weil denn dieſelbigen ketzeriſch und wider alte Ordnung der chriſtlichen Kirchen ſind, und hievor ernſtlich Gebot empfangen, bei ſchwerer Strafe der heiligen chriſtlichen Kirche alte Ordnung zu halten, und Martin Luthers

Lehre und Zwiſten- Einführungen, ihnen nicht anzuhangen: ſo werden wir