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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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keit ſehr hart über dergleichen Maaßregeln vernehmen. Er ge bot den Befehlen nicht nachzukommen und die Bibel nicht aus zuliefern; denn das heiße Chriſtum uͤberantworten in die Haͤnde ſeiner Feinde und ziehe den Verluſt der Seligkeit nach ſich. Wenn man aber in die Häuſer komme, die Bibel ſelbſt wegzu­nehmen, ſo moͤge man es mit Ergebenheit dulden; denn dem Frevel ſolle man nicht widerſtehen, ſondern blos nicht huͤlfreiche Hand zu ſeiner Ausfuͤhrung bieten. Der Kurfuͤrſt Joachim ſah uͤbrigens auch wohl ein, daß dem Laien mit Unrecht von der Geiſtlichkeit bisher der Genuß der heiligen Schrift entzogen wor den ſei, und er geſtattete daher, jede deutſche und lateiniſche Bibeluͤberſetzung zu leſen, wenn dieſelbe nur nicht von Luther herruͤhre. Hiermit war denn allerdings ſchon ſehr viel gewon nen; und dem Volke ein kraftvolles Mittel in die Hand gege ben, ſich aus dem Schlamme der Finſterniß und des Aberglau bens zu geiſtiger und chriſtlicher Aufklaͤrung zu erheben. Es war naͤmlich nicht nur ſchon aus der Zeit vor der Reformation eine deutſche Bibeluͤberſetzung vorhanden, ſondern man eilte jetzt auch katholiſcher Seits, um Luthern entgegenzuwirken, ſolche anzufer tigen, und wenn dieſelben auch hinter der ſeinigen zuruͤckſtanden, ſo waren ſie doch fuͤr die Zeit der erſten Gruͤndung bibliſcher verurſacht, ſolche neuen Lieder, Weiſen und Geſänge in unſerm Lande zu verbieten. Demnach iſt unſer Begehr an euch, hiemit ernſtlich befehlend, ihr wollet allen und jechlichen kleinen Städten in eure Sprach gehörend, und euren Bürgern und Einwohnern bei euch, von unſertwegen anſagen, daß unſre ernſtliche Meinung und Verbot iſt, daß Niemand unſrer Unter thanen, wes Standes und Weſens der ſei, hinfüro ſolche deutſche Weiſen, Lieder, Pſalmen und Geſänge, ſo von Martin Luther oder ſeinem Anhang gemacht, in Kirchen, im geiſtlichen Amt, Proceſſen(Proceſſionen), Häuſern oder ſonſt an andern Orten, nicht ſingen, leſen, noch auch ſolches zu thun den Ihren nicht geſtatten ſollen bei Vermeidung unſrer ſchweren Straf und Ungnade: was ſie aber von Alters nach Ordnung und Zulaſſung und Ge wohnheit der chriſtlichen Kirche geſungen, das mag ein Jechlicher nach altem Gebrauch ſingen, leſen und lernen. Daß wir einen jeglichen hiermit vor Strafe und Schaden ſich zu hüten wiſſen wollen, gewarnt haben und ihr thut daren unſre ganze Meinung in Gnaden zu erkennen. Datum Cöln a. d. Sp. Sonntag nach Viti, anno 1526. Aus dem künftig erſcheinen den vierten Bande der hiſt. diplom. Beiträge zur Geſch. der Stadt Berlin, von Fidiein.