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Erkenntniß völlig ausreichend. Da nun der Kurfuͤrſt Joachim keineswegs inquiſitoriſch verfuhr, und noch weniger der Gewiſ⸗— ſensfreiheit ſeiner Unterthanen Feſſeln anzulegen ſuchte, ſondern blos die katholiſche Religion als geltende Staatsreligion, z. B. durch das zu Deſſau 1526 mit ſeinem Bruder Albrecht, mit Herzog Heinrich dem Juͤngern und Herzog Erich von Braun— ſchweig geſchloſſene Buͤndniß in ihrem äußerlichen Beſtande zu ſchuͤtzen bemüht war, fo konnte auch bei dem Feſthalten an der alten Form der erweckte Geiſt des Evangeliums ſich im Stillen genug ausbreiten. Dieſes mußte auch um ſo mehr geſchehen, da nicht nur in den die Mark umgebenden Provinzen und Staͤdten, in Kurſachſen, Magdeburg, Halberſtadt, Anhalt, in der Lauſitz, Schleſien, Pommern, Meklenburg, Bremen und Luͤ— neburg die lutheriſche Kirchenverbeſſerung große Theilnahme fand und bis zum Jahre 1530 allgemein eingefuͤhrt ward, ſondern da auch die Markgrafen von Brandenburg fraͤnkiſcher Linie ſich der neuen Lehre ſehr geneigt zeigten und bald derſelben voͤllig beitraten. In Anſpach ward die Kirchenverbeſſerung durch den Markgrafen Georg im Jahre 1528 förmlich und Öffentlich einge: führt, Daſſelbe war auch von Seiten des Markgrafen Albrecht geſchehen, der im Jahre 1511 zum Hochmeiſter des deutſchen Ordens erwaͤhlt worden, im Jahre 1525 aber als weltlicher Herzog das Ordensland Preußen von dem Könige Sigismund von Polen zu Lehen genommen hatte. Er fuͤhrte nicht nur die ſchon vielfach verbreitete Reformation in feinem Lande oͤffentlich ein, ſondern vermaͤhlte ſich auch 1527 mit der Tochter des Koͤnigs Friedrich von Dänemark, Dorothea, und gab hierdurch ein wirkſames Beiſpiel fuͤr die uͤbrigen brandenburgiſchen Fuͤrſten, beſonders aber für den Bruder Joachims, den Erzbiſchof Albrecht von Mainz, der nach dem Beginn des Bauernkrieges, welcher alle geiſtliche Fuͤrſtenherrſchaft in Deutſchland zu vernichten drohte, ernſtlich daruͤber nachgedacht haben ſoll, ob er nicht ſein geiſtliches Kurfuͤrſtenthum in ein weltliches umwandeln und als welt— licher Fuͤrſt ſich vermaͤhlen konne.
Außer dieſen Beiſpielen, die der Mark von außen her ge geben wurden, waren auch innerhalb derſelben Umſtaͤnde wirkſam, welche die Verbreitung der reinen evangeliſchen Lehre beguͤnſtigten.