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Unterthanen auszuharren, da dieſelben es vielleicht nicht allein verſchuldet Hätten, wenn Gott fie heimſuchen wolle, nach der Stadt zuruͤck. Allein nun entſtand wirklich ein Gewitter, und als man bereits auf dem Schloßplatze angelangt war und eben in das Portal einfuhr, toͤdtete ein Blitzſtrahl den Vorreiter des fuͤrſtlichen Wagens ſammt den vier Pferden davor. In dem— ſelben Jahre am Weihnachtsfeſte befand ſich Joachim, feine Ge: mahlin und Kinder in der Kirche des ſchwarzen Kloſters, welches damals auf dem Schloßplatze in Berlin zwiſchen der breiten und Bruͤderſtraße ſtand, und als Hofkirche durch einen bedeckten Gang mit dem kurfuͤrſtlichen Schloſſe zuſammenhing. Einer der Moͤnche, der von der Verbreitung der lutheriſchen Meinungen unter den Gliedern der kurfuͤrſtlichen Familie gehört haben mochte, eiferte gewaltig gegen die neuen Ketzereien, und da Luther den Briefen des Apoſtels Paulus beſonders hohe Beweiskraft fuͤr feine Anſichten beilegte, fo bemuͤhete ſich der Mönch zu zeigen, daß dieſem Apoſtel eben nicht ſehr zu vertrauen ſei. Er fuͤhrte die Worte Galat. 4, 4. an:„Da aber die Zeit erfuͤllet ward, ſandte Gott ſeinen Sohn, geboren von einem Weibe u. ſ. w.“ und ſagte, daß Paulus hier offenbar gelogen habe, da die heilige Mutter Maria auch nach der Geburt Chriſti eine Jungfrau geblieben und niemals eine Frau oder ein Weib geworden ſei. Die Ketzer Hätten alſo nicht Urſache in der Lehre von der Recht— fertigung durch den Glauben fo ſehr auf die Autorität dieſes Apoſtels zu bauen, da hier ein Spruch klaͤrlich die Unwahrheit feiner Ausſpruͤche angaͤlbe. Kaum aber hatte der Mönch jene Worte geſprochen, als er plotzlich, vermuthlich vom Schlage ge ruͤhrt, zu Boden ſank, und todt von der Kanzel herabgetragen werden mußte).
Dieſe und ähnliche Begebenheiten erhitzten und entfremdeten die Gemuͤther, und als endlich die Kurfuͤrſtin einige Jahre ſpaͤ— ter, im Maͤrz 1528, heimlich in ihren Gemaͤchern das Abend— mahl nach Chriſti Einſetzung unter beiderlei Geſtalt ſich reichen ließ, und ihre Tochter Eliſabeth, ein Mädchen von 14 Jahren, die nachmals eine ſtandhafte Bekennerin der evangeliſchen Lehre
*) Cramer Pommerſches Kirchenchronikon III. 64.